Darum sollt ihr vollkommen sein, gleichwie euer Vater im Himmel vollkommen ist.
Matthäus 5, 48 (Luther 1912)
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Gott fordert von uns, ein heiliges Volk zu sein, ein Königreich von Priestern. Das ist ein hoher Anspruch: Könige, die ihr Amt ernst nahmen und nehmen, wussten und wissen, dass sie zum Wohle ihrer Untertanen handeln müssen; sie kennen also die Verantwortung eines solchen Amtes. Als Priester geht diese Verantwortung über die rein vitalen Interessen dieses Lebens hinaus: Wenn Gott von uns Priesterschaft einfordert, dann sagt er uns damit, dass wir eine sehr große Verantwortung um die Menschen um uns herum haben und darum, ob sie gerettet werden oder nicht. Sicher: Wir können niemandem die ganz persönliche Entscheidung für oder gegen Jesus abnehmen, auch unseren Kindern, Neffen und Enkeln nicht, doch wir sind dafür verantwortlich, ob wir das Evangelium ausbreiten oder nicht.
Anders ausgedrückt: Auch als Laien haben wir die Pflicht, das Evangelium auszubreiten: Wir sind entweder Missionare oder Missionsfeld. Gleichzeitig sind wir mitverantwortlich dafür, ob sich Neubekehrte in unseren Reihen aufgenommen werden, darin ihre geistliche Heimat finden und im Glauben an Christus Jesus wachsen und reifen. Gott verlangt von uns also, dass wir Könige und Priester sind, also nicht nur Konsumenten Seines Wortes, sondern dessen Täter. Wir sind also nicht dazu berufen, lediglich in der Kirchenbank oder im Bibelkreis das Wort Gottes zu hören, sondern es auch zu tun. Wir sind also nicht nur Zuhörer wie vor dem Radio oder einem Kassettenrecorder, einem Plattenspieler oder einem CD-Player, sondern wir sind dazu berufen, nach unseren Möglichkeiten mitzumachen und mitzugestalten.
Um dies glaubwürdig tun zu können, dürfen wir nicht einfach so fahrig dahin leben wie die Welt: Wenn es bei uns im Leben keinen Unterschied zur Welt gibt, hat die Welt keinen Grund, uns zu beachten oder sich gar auf uns einzulassen. Zudem wird unsere Rede unglaubwürdig, wenn wir zwar von Wahrheit sprechen, aber lügen und betrügen, dass sich die Balken nicht nur biegen, sondern sogar zerbersten. Es ist kontraproduktiv, wenn wir von Friedfertigkeit und Sanftmut reden, wir aber nach dem Motto handeln: "Bloß keinen Streit vermeiden!" und Prozesse anfangen nur um des Prozessierens willen. Man nimmt es keinem Menschen ab, wenn er von Nächstenliebe spricht, aber ganz bewusst jede Not übersieht, um bloß nicht reagieren zu müssen.
Dies meint Gott auch, wenn Er von uns verlangt, dass wir ein heiliges Volk sein sollen. Es ist doch reiner Selbstbetrug, wenn wir Sein Wort zwar in- und auswändig kennen, aber nicht die geringste Motivation besitzen, Seine Gebote auch nur ansatzweise in die Tat umzusetzen. Heilig wird man nicht, in dem man nach außen hin bestimmte religiöse Formen wahrt, sondern in dem man Gottes Willen aus echter Herzensüberzeugung umsetzt so gut man kann.
Jesus geht sogar einen Schritt weiter: Er verlangt von uns, vollkommen zu sein wie auch der Vater vollkommen ist. Das ist ein hohes Ideal, und wir wissen, dass wir es hier auf der Erde niemals schaffen werden, ganz gleich, wie früh wir uns bekehrt haben und wie lange wir Christ sind; dennoch weist uns Jesus damit die einzig richtige Richtung an: Vollkommen sein wie der Vater werden wir hier zwar niemals erreichen, doch es ist unsere Aufgabe, uns von Jesus so verändern zu lassen, dass wir diesem Ziel möglichst nahe kommen. Dabei müssen wir uns immer wieder unser Scheitern eingestehen und es vor Gott bringen. Gott hilft uns dann, besser und damit vollkommener zu werden. Jesus nennt sich ja auch selbst als der Weg. Das heißt, dieser Weg will auch gegangen sein. Es ist die Aufforderung an uns, dass wir uns auf die Socken machen, dass wir unterwegs sein sollen in Richtung Vollkommenheit.
Wenn wir dies beherzigen, wenn wir danach handeln, dann werden wir wirklich ein Volk von Königen und Priestern sein, ein heiliges Volk unterwegs zur Vollkommenheit, eine Vollkommenheit, die wir im Hause des Vaters auch erreichen werden. Machen wir uns auf, setzen wir Gottes gute Gebote um. Der Erfolg wird uns recht geben.
Ein Psalm Davids. Die Erde ist des HERRN und was darinnen ist, der Erdboden und was darauf wohnt. Denn er hat ihn an die Meere gegründet und an den Wassern bereitet. Wer wird auf des HERRN Berg gehen, und wer wird stehen an seiner heiligen Stätte? Der unschuldige Hände hat und reines Herzens ist; der nicht Lust hat zu loser Lehre und schwört nicht fälschlich: der wird den Segen vom HERRN empfangen und Gerechtigkeit von dem Gott seines Heils. Das ist das Geschlecht, das nach ihm fragt, das da sucht dein Antlitz, Gott Jakobs. (Sela.) Machet die Tore weit und die Türen in der Welt hoch, daß der König der Ehren einziehe! Wer ist derselbe König der Ehren? Es ist der HERR, stark und mächtig, der HERR, mächtig im Streit. Machet die Tore weit und die Türen in der Welt hoch, daß der König der Ehren einziehe! Wer ist derselbe König der Ehren? Es ist der HERR Zebaoth; er ist der König der Ehren. (Sela.)
Psalm 24, 1-10 (Luther 1912)
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