Komisch: Immer, wenn ich einen Christen, einen wirklich wiedergeborenen Christen, erlebte, war etwas anders. Ich bemerkte als Kind: Auch wenn sie traurig waren, geknickt: Etwas war in ihren Augen, ein Glanz, eine Hoffnung, die realistisch sein muss.
Und dann kamen in meinem Leben viele schwere Zeiten. Mein Vater verunglückte. Er wurde Frührentner. Wir wurden zwangseingewiesen in eine Gemeindewohnung. Sozialamt und Berufsgenossenschaft schoben sich gegenseitig den schwarzen Peter zu. Da war das Geld knapp. Ein christliches Ehepaar hatte einen Tante-Emma-Laden. Die gab es Anfang der siebziger Jahre noch auf den Dörfern. Die schrieben einfach an. "Bezahlt, wenn ihr könnt!" Wie oft waren sie wohl in ihrem Leben enttäuscht und betrogen worden? Um wie viel Geld hat man sie böswillig geprellt? Und es waren doch Kaufleute, Menschen, die Gewinn machen wollten, machen mussten, um selbst zu leben. Und sie schrieben an, einfach so!
Sie wussten nicht, ob sie jemals das Geld bekommen würden. Aber sie sahen die Not. Und schrieben an.
Ich und meine Eltern brauchten Schuhe. Und da war der kleine Schuhladen. Die Frau hatte es schwer gehabt in ihrem Leben. Aber sie schrieb an. "Sie brauchen Schuhe, das ist wichtig. Und man kann doch den Kleinen schon gar nicht barfuss laufen lassen! Wo leben wir denn?" Und wir hatten Schuhe. Sie war Christin.
Meine Oma war auch Christin. Sie hat mich oft getröstet, wenn ich mir weh getan habe. Sie hat mir immer wieder Mut gemacht. Und mich im wesentlichen angenommen wie ich war. Und Vertrauen in mich gesetzt.
Später ging ich zum Bund als Zeitsoldat. Ein Vorgesetzter war sehr fies zu mir. Meine Oma starb ausgerechnet in dieser Zeit. Meine Eltern und ich durften nicht zur Beerdigung; meiner Tante waren wir nicht gut genug. Ich sass im Zug. Mit niemand konnte ich reden. Mir liefen die Tränen. Mir gegenüber sass ein Junge. Gerade mal vierzehn. Aber Christ. Der fragte, was los ist. Ich, 22, Soldat, furchtbar erwachsen, fiel in seine Arme. Und heulte mich aus!
So ging es immer wieder: Wenn ich nach dem Sinn des Lebens fragte, bekam ich viele Antworten. Viele waren rhetorisch eine Wucht. In ein Buch zusammengefasst, wäre der Literaturnobelpreis sicher. Aber es blieb eine Leere.
Christen gaben mir Antwort. Manche hatten studiert. Andere waren einfache Leute, die man als ungebildet bezeichnen würde. Die einen hatten Doktortitel, die anderen nicht einmal einen Beruf. Aber sie hatten etwas gemeinsam: Vom Sinn des Lebens verstanden sie was. Und mit den Antworten konnte ich was anfangen. Die hab sogar ich verstanden.
Dann interessierte ich mich für ihren Gott. Was machte "knallharte" Geschäftsleute so grosszügig? Warum verstand mich ein Bub zu Beginn seiner Pubertät? Warum konnten mir ganz einfache Leute die grossartigsten Antworten geben?
Ich ging durch die Strassen einer Stadt. Ich wollte in ein Stehcafe. Ein Mann blockierte den Eingang, griff in seine Tasche, schaute auf sein Geld. "Mist!" rutschte es ihm raus. "Der Kaffee ist gestrichen!"
"Ich lad Dich ein!" sagte ich. Was hatte er an sich? Die Kleidung war abgetragen. Der Mann hatte Bart, und ich dachte: "Ob er überhaupt Geld hat für Rasierschaum?"
Aber in seinen Augen war etwas. Er strahlte etwas aus. Der hatte Charisma! Dieser Mann, dem man ansah, dass er ein armer Schlucker war.
"Danke!" strahlte er. "Aber ich kann mich nicht revanchieren!"
"Lass uns einfach reden!" sagte ich.
Und wir plauderten. Über Gott. Über Jesus. Darüber, dass er oft um zwölf noch nicht wusste, woher er das Mittagessen bekommen sollte. Dass er seine Kleider aus der Kleiderkammer bekam. Oder von einer Kirchengemeinde. Dass er im Leben oft enttäuscht wurde: Frau weg, Arbeit weg, Wohnung weg. Weltliche Freunde auch weg. Die eigene Familie - Schwestern, Brüder, Eltern, Anverwandte -: Wollen mit so einem nichts zu tun haben! Und trotzdem: Ein fröhlicher Mann. Ich bin 1,65 Meter kurz und konnte dennoch auf ihn herabgucken; trotzdem schaute ich zu ihm auf, weil er eine Grösse war. Er sprach davon, dass er keinen Schulabschluss hat, keine Berufsausbildung. Aber er war ein weiser Mann. Materiell gesehen mit dem Pleitegeier auf Du und Du. Und doch: Ein ganz reicher Mann.
"Sag mal", bohrte ich neugierig. "Was ist dein Geheimnis?"
"Geheimnis?" lacht er. "Jesus ist mein Erlöser. Eines Tages wird Er alle Tränen abwischen. Jetzt bin ich noch ein armer Schlucker, aber da oben ..."
Er, ein realistischer, nüchterner Mann, kommt ins Schwärmen, gerät in Verzückung.
"Da oben werde ich auf goldenen Strassen gehen. Ich werde in einer Stadt wohnen, deren Mauern aus Edelsteinen gebaut sind! Die Tore bestehen aus Perlen! Und ich werde in einem Palast wohnen. Aller Reichtum dieser Erde sind nichts dagegen, aller Pomp, aller Luxus, alle Pracht sind zusammen genommen nichts dagegen!"
Ich habe auch Jesus angenommen. Klar: Mein Leben war nicht einfach. Das ist es jetzt auch noch nicht. Ich weiss nicht, was noch kommt. Vielleicht werde ich noch ganz harte Zeiten durchleben. Aber das schreckt mich nicht, nicht mehr. Ich weiss, was am Ende kommt, wenn ich durch die Tür meines irdischen Todes gehe. Ich gehe ein in die Herrlichkeit zur Freude meines Herrn. Er hat mich erkauft!
Das kannst Du auch haben. Du musst kein toller Hecht sein; das bin ich auch nicht. Du musst nichts vorweisen; das kann ich auch nicht. Du kannst schuldig sein; gegen mich bist Du immer noch ein Engel. Du musst nicht stark sein; ich selbst bin ganz schwach. Du kannst ganz klein sein; durch Jesus wirst Du eine Grösse. Du musst nicht besonders mutig sein; Jesus hat sogar einen Feigling wie mich genommen. Das können wir endlos fortsetzen.
Langer Rede, kurze Sinn: Durch Jesus werden wir gerettet. Nimm Ihn an. Jetzt! Dein Leben wird sich verändern. Und egal, was geschieht: Am Ende kommst Du in Sein Königreich. Hier magst Du weinen; dort wird Freude sein. In Seinem Reich herrscht Friede, Sonnenschein, Glück. Du wirst keine Krankheit mehr kennen. Die Schöpfung ist in Ordnung. Alles ist schön; alles ist gut in Seinem Reich.
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