| Dienen
gleichwie des Menschen Sohn ist nicht gekommen, daß er sich dienen lasse, sondern daß er diene und gebe sein Leben zu einer Erlösung für viele. Matthäus 20, 28 (Luther 1912) |
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Um das Dienen geht es im Wochenspruch für die künftige Woche. Das
Wort "Dienen" ist etwas außer Gebrauch gekommen. Hat es doch einen
mehr abwertenden Beigeschmack. In vielen Ohren hört sich da zum Beispiel der Begriff "Selbstverwirklichung" viel besser an.
Es wird als erstrebenswert angesehen selbst "wer zu sein", anstelle für
andere da zu sein. Glaubt man manchen Aussagen, scheint es nur noch
darum zu gehen anspruchsvoll zu sein, Forderungen zu stellen und sich
mit nichts zufrieden zu geben. Kein Wunder, wenn dann keiner mehr zu
denen gehören möchte, die zur Erfüllung der daraus resultierenden Ansprüche herhalten müssen.
Die Maßstäbe Gottes sind, auch hier, unserem natürlichen, ichzentrierten
Wesen völlig entgegengesetzt. Gott selbst dient uns. Nichts anderes beinhaltet der Begriff Gottesdienst. Gott verströmt sich in hingebungsvoller
Liebe, in dem er alle Dinge erhält und trägt.
Und wie der Vater, so auch der Sohn, der nicht gekommen ist, um sich
verehren und beweihräuchern zu lassen, sondern der kam, um uns etwas
zu bringen, nämlich unvergängliches, ewiges Leben. Dazu ist er für uns
am Kreuz gestorben. Da kann man nur mit dem Liederdichter fragen: "Wo
ist so ein Herr zu finden, der was Jesus tat, mir tut?"
In der Bibel, im Neuen Testament, geht es auch darum, dass wir gewinnen,
wenn wir etwas hingeben und dass wir Gefahr laufen am Ende alles zu verlieren, wenn wir meinen, alles verbissen festhalten zu müssen. Deswegen ist
Geben seliger denn Nehmen, deshalb hat Gott einen fröhlichen Geber lieb und
deshalb sagt Jesus, dass der sein Leben verlieren wird, der es um jeden Preis
behalten möchte.
Die göttliche Logik und die göttliche Gesetzmäßigkeit sind anders. Das kann
man nicht oft genug wiederholen, und jeder der sich darauf einlässt, macht die
Erfahrung, dass da etwas dran ist. Nicht nur in Bezug auf Gott und den Glauben,
sondern bereits im alltäglichen Umgang mit unseren Mitmenschen. Am Ende
wird man dann die Erfahrung machen, dass man selbst keinen Mangel leiden
muss, sondern auch für einen selbst bestens gesorgt ist.
Viele haben das erkannt. So konnte sich der Preußenkönig Friedrich II, auch
wenn er sonst ziemlich kriegerisch veranlagt war, als den ersten Diener seines
Staates bezeichnen. Eine vorbildliche Haltung, die auch manchem Manager
oder Politiker unserer Tage gut zu Gesicht stünde.
Und der Milliardär Rockefeller wurde erst dann ein gesunder und zufriedener
Mensch, als er einsah, dass das Scheffeln weiterer Millionen letztlich sinnlos
ist, weshalb er damit anfing, sein Vermögen zu wohltätigen Zwecken zu verteilen.
Wir müssen aber weder Könige noch Milliardäre sein, um damit anzufangen,
segensreich in unsere Umwelt hineinzuwirken. Dient einander, ein jeder mit
der Gabe, die er empfangen hat, lesen wir dazu im Neuen Testament. Das
reicht völlig aus.
Der Herr aller Herren und König aller Könige war sich nicht zu schade, uns bis
zur letzten Konsequenz zu dienen. Wie könnten wir da noch an egoistischer
"Selbstverwirklichung" auf Kosten unseres Umfeldes interessiert sein?
Bei dir, Jesu, will ich bleiben,
stets in deinem Dienste stehn;
nichts soll mich von dir vertreiben,
will auf deinen Wegen gehn.
Du bist meines Lebens Leben,
meiner Seele Trieb und Kraft,
wie der Weinstock seinen Reben
zuströmt Kraft und Lebenssaft.
Könnt ich's irgend besser haben
als bei dir, der allezeit
soviel tausend Gnadengaben
für mich Armen hat bereit?
Könnt ich je getroster werden
als bei dir, Herr Jesu Christ,
dem im Himmel und auf Erden
alle Macht gegeben ist?
Wo ist solch ein Herr zu finden,
der, was Jesus tat, mir tut,
mich erkauft von Tod und Sünden
mit dem eignen teuren Blut?
Sollt ich dem nicht angehören,
der sein Leben für mich gab?
Sollt ich ihm nicht Treue schwören,
Treue bis in Tod und Grab?
Ja, Herr Jesu, bei dir bleib ich
so in Freude wie in Leid;
bei dir bleib ich, dir verschreib ich
mich für Zeit und Ewigkeit.
Deines Winks bin ich gewärtig,
auch des Rufs aus dieser Welt;
denn der ist zum Sterben fertig,
der sich lebend zu dir hält.
Bleib mir nah auf dieser Erden,
bleib auch, wenn mein Tag sich neigt,
wenn es nun will Abend werden
und die Nacht herniedersteigt.
Lege segnend dann die Hände
mir aufs müde, schwache Haupt;
sprich: 'Mein Kind, hier geht's zu Ende;
aber dort lebt, wer hier glaubt.'
Bleib mir dann zur Seite stehen,
graut mir vor dem kalten Tod
als dem kühlen, scharfen Wehen
vor dem Himmelsmorgenrot.
Wird mein Auge dunkler, trüber,
dann erleuchte meinen Geist,
dass ich fröhlich zieh hinüber,
wie man nach der Heimat reist.
(Lied, Autor: Karl Johann Philipp Spitta (1801 - 1859))
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Autor: Jörgen Bauer
(Autor: Jörgen Bauer) |