In diesem kurzen Abschnitt der Apostelgeschichte erfahren wir vom Apollos, gebürtig aus Alexandria, ein Mann, der beredt und gelehrt war in der Schrift; er war durch Unterweisung zum Glauben an Jesus Christus gekommen und redete brennend im Geist, also sowohl mit Vollmacht als auch mit dem Inbrunst der Überzeugung. Dabei lehrte er richtig von Jesus, also davon, dass Jesus der Christus und der einzige Heilsweg ist.
Allerdings wusste er nur von der Taufe des Johannes; von der Taufe Jesu wusste er noch nichts: Er war - um es einmal so auszudrücken - noch nicht auf den neuesten Stand. Deshalb nahmen ihn Aquila und Priszilla zu sich und lehrten ihn den Weg Gottes noch genauer. Sprich: Sie belehrten ihn über das, was er noch nicht wusste.
Appollos ließ sich trotz seiner zweifellos großen Gelehrsamkeit etwas sagen, war also bereit, dazu zu lernen. Sind wir das auch oder bilden wir uns etwas ein auf unsere Bildung, darauf, dass wir ja viele christliche Literatur gelesen, viele christliche Filme gesehen, viele christliche Vorträge besucht und viele christliche Kassetten und CD's gehört zu haben? Viele von uns kennen sich zweifelsohne sehr gut in den Schriften aus; manche sind vielleicht sogar brillante und berühmte christliche Theologen und sogar berühmte christliche Autoren, doch uns Menschen ist immer eines gemeinsam: Keiner von uns ist perfekt!
Das heißt: Wir alle machen Fehler, unser aller Wissen ist Stückwerk. Deshalb sind wir darauf angewiesen, dass uns andere Geschwister helfen, noch tiefer in das Wort Gottes einzutauchen, es noch besser zu verstehen. Diese Geschwister können sogar noch neu im Glauben sein und auch sonst vielleicht weniger gelehrt als wir; das ändert aber nichts an der Tatsache, dass sie eine Erkenntnis haben können, die wir noch nicht haben.
Es ist so wie im Beruf: Manchmal kommt auch der Lehrbub, der gerade mit seiner Ausbildung begonnen hat, der also noch nichts oder nicht sehr viel von seinem Beruf weiß, auf eine brillante Idee, über die der Meister nur staunen kann und sich fragt, warum er nicht selbst darauf gekommen ist. Und manchmal sind es auch die Autodidakten und / oder Quereinsteiger, die eine tolle Idee haben. Wir tun also gut daran, nicht die Nase zu rümpfen über die, die weniger wissen, ganz gleich, ob es so ist oder nicht, denn jeder Mensch hat seine Erfahrungen und sieht dementsprechend Dinge aus einer anderen Perspektive, was einem anderen helfen kann, selbst neue Erkenntnisse zu bekommen und geistlich zu wachsen.
Gleichzeitig zeigt dieser kurze Abschnitt noch eines: Aquila und Priszilla belehrten ihn; das taten sie aber nicht in arroganter, hochnäsiger Form. Apollos musste sich nicht klein und mies fühlen, weil er dies und jenes noch nicht wusste. So sollen auch unsere Belehrungen sein: Sie dürfen den, welchen wir belehren, nicht zerstören, nicht fertig machen, ihm seine Selbstachtung nicht nehmen; vielmehr sollen unsere Belehrungen liebevoll sein, unterstützen und begleiten. Jeder gute Lehrer bestätigt, dass Schüler um so leichter lernen, wenn man ihnen etwas zutraut, wenn man sie nicht für dumm hält, wenn man ihre Fragen auch dann noch ernst nimmt, wenn man sie tausend mal gehört und beantwortet hat.
Und sie konnten die Brüder in Ephesus davon in Kenntnis setzen, dass Apollos ein geeigneter, guter Bruder war, berufen zum Dienst, zum Predigen, zum Evangelisieren. In der Synagoge widerlegte Apollos die jüdischen Glaubensgenossen. Dabei ging es ihm nicht um den eigenen Ruhm, um den eigenen Lorbeerkranz, sondern vielmehr um das Lob, den Ruhm, die Ehre Gottes. Und er, der seine Glaubensgenossen widerlegte, tat dies nicht, um sie zu demütigen und bloß zu stellen, sondern aus Retterliebe heraus.
Wie sieht es bei uns aus? Sind auch wir bereit, dazu zu lernen? Sind wir auch bereit zu evangelisieren, Rede und Antwort zu stehen? Wenn wir Anderen den Weg zu Jesus zeigen, dann kann und darf dies nur in Liebe geschehen. Gott verlangt von uns Demut und keine Arroganz: Der Demütige weiß, dass er selbst aus Gnade gerettet ist und erhebt sich nicht über den Anderen. Anders ausgedrückt: Ich bin kein Stück besser als jener Häscher am Kreuz, der im buchstäblichsten Sinne gerade noch die Kurve gekriegt hat. Ich bin aus der Sicht von Gottes Heiligkeit kein Stück besser als ein Mörder oder Gewaltverbrecher. Gottes Moral bin ich genauso wenig gewachsen wie Schläger, Trunkenbolde und Tagediebe. Wenn ich Menschen Christus bringe, dann spreche ich faktisch von Sünder zu Sünder, denn ohne das reinigende Blut Jesu wäre ich genauso verloren wie der, der Jesus noch nicht als seinen ganz persönlichen Erlöser angenommen hat.
In dem Wissen der eigenen Errettung, in dem Wissen der eigenen Bedürftigkeit Seiner Gnade steht uns Bescheidenheit an, doch auch die Festigkeit, die Sicherheit, die uns Sein Wort gibt, ist ratsam. Wir dürfen niemals arrogant werden; gleichsam dürfen wir uns auch nicht ins Boxhorn feiner und scheinbar gelehrter und geschliffener Worte jagen lassen, die die Schrift zu relativieren versuchen. Wir dürfen ganz fest wissen, dass Gottes Wort die Wahrheit ist.
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