Laodizea ist weder warm noch kalt, sondern lau; sie ist also nicht eindeutig. Anders ausgedrückt: Sie heult mit den Wölfen. Sie hängt ihre Fahnen nach dem Wind. Ihr Glaube ist nicht fest, ihre Überzeugungen sind nicht stabil. Daraus resultiert, dass auch ihre Werke nicht eindeutig sind. Das, was sie tun, ist weder Fisch noch Fleisch, es ist nichts Halbes und nichts Ganzes. Jesus aber möchte Eindeutigkeit. Unsere Rede soll ein Ja oder ein Nein sein. Schon in Matthäus 5, 37 lesen wir: "Eure Rede aber sei: Ja, ja; nein, nein. Was darüber ist, das ist vom Übel." Damit ist gemeint, dass unser Reden eindeutig sein soll, aber auch, dass unsere Rede mit unserem Handeln übereinzustimmen hat. Wer Ja sagt und ein Nein tut, hat bereits gelogen. Umgekehrt gilt das genauso.
Dies ist auch das Problem der Gemeinde von Laodizea, die allenfalls ein halbherziges Ja oder Nein gibt und deren Handeln dann ebenso halbherzig ist und nicht mit dem Reden übereinstimmt. Auch wir sollten überprüfen, inwieweit wir eindeutig sind: Es bringt doch nichts, wenn wir großartig vom Frieden reden, den Christus schenkt, während wir unsinnigerweise nach dem Motto verfahren: "Bloss keinen Streit vermeiden!" Unsere Nächstenliebe darf sich nicht allein in Geld- und Sachspenden erschöpfen, so wichtig diese auch sind, sondern muss sich im zwischenmenschlichen Umgang beweisen und bewähren.
Solidarität mit den Glaubensgeschwistern erschöpft sich nicht allein in wohlmeinenden Worten, sondern vor allem in der Tat. Gleichsam müssen wir uns bewusst sein, dass wir vor Gott arm sind und vor Ihm mit leeren Händen stehen. Unsere irdischen Güter - ganz gleich, wie sehr wir damit gesegnet sind - machen uns nicht reich vor Gott. Schon öfter habe ich ja geschrieben, dass das letzte Hemd keine Taschen hat und wir nichts mitnehmen können. Zudem ist Gott nicht käuflich: Wir können uns nicht mit noch so großen Messstipendien loskaufen von unserem Urteil.
Vor Gott sind wir blind und bloß: Wir sind blind vor Ihm, weil Sein Licht uns blendet, weil wir ohne Ihn in der Finsternis wandeln, in der man nichts erkennt. Vor Gott sind wir zugleich bloß: Er kennt unsere intimsten Gedanken, unser Herz, unsere Motivation, unser Ansinnen, unsere Ausreden, unsere Träume, unsere Hoffnungen, unsere Begrenzungen. Das müssen wir eingestehen. Dann können wir durch unser Vertrauen in Ihn, Sein durch das Feuer geläuterte Gold kaufen. Dann macht Er uns sehend in Seinem Licht und lässt uns erkennen, was Er von uns möchte, welchen Lebensplan Er für uns hat.
Wir müssen uns dann entscheiden: Halbheiten und Halbwahrheiten gibt es bei Jesus nicht, sondern nur Eindeutigkeit. Wenn wir ein Versprechen geben, haben wir dieses Versprechen zu halten, auch wenn es uns schadet. Wenn wir mit Jesus eine klare Sache machen, wenn wir bewusst warm oder kalt sind, wenn wir also eindeutig sind, dann machen wir die Weitergabe Seiner Botschaft auch glaubwürdig. Das Eingestädnis vor Gott, arm und nackt zu sein, macht es uns möglich, uns von Gott beschenken zu lassen. Durch Gott werden wir reich.
Wenn wir uns aber nicht fest machen in Gott, dann sind wir arm, dann bleiben wir arm, dann haben wir keine Schätze im Himmel, dann wird Er uns ausspeien. Unser Bekenntnis zu Ihm muss fest sein, freiwillig und aus voller Überzeugung zu Ihm. Dann sind wir für die Ewigkeit auf der absolut sicheren Seite.
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