"Die Menge der Gläubigen ...", so wird der Vers 32 dieses Bibelabschnittes eingeleitet, und wer die hohen Zahlen der ersten Bekehrungen zu Jesus kennt, weiß, dass es sich dabei wirklich um eine Menge handelt. So heißt es in Apostelgeschichte 2, 42: "Die nun sein Wort annahmen, ließen sich taufen; und an diesem Tage wurden hinzugefügt etwa dreitausend Menschen."
Circa dreitausend Menschen, die an einem Tag hinzugefügt wurden, ist alles Andere als eine kleine Zahl; heute können wir froh sein, wenn sich im Jahr zehn Menschen durch unseren Einsatz zu Jesus bekennen. Das hat natürlich auch sehr viel damit zu tun, dass es in den Herzen der Menschen immer dunkler und unsere Zeiten durch die Sünde immer finsterer werden, doch es hat auch etwas mit uns zu tun; wir müssen uns fragen, ob wir authentische Christen sind, die das Evangelium - so gut wir können - ausleben.
Die ersten Christen waren ein Herz und eine Seele; das schließt Diskussionen und Debatten nicht aus, aber es ging ihnen nicht darum, selbst als Sieger hervor zugehen und eine bestimmte Schar oder am Besten noch alle hinter sich zu bringen, sondern es war ein Ringen um Wahrheit, um die rechte Auslegung. Und man teilte mit denen, die wenig oder gar nichts hatten. Das war einfach selbstverständlich. Und genauso selbstverständlich war es für die Betroffenen, die Gaben empfingen, sich selbst so gut als möglich einzubringen, sei es durch Zuhören, sei es durch gute Ratschläge, sei es durch tatkräftige Hilfen in der Gemeinde oder bei Glaubensgeschwistern.
Und wenn wir lesen, dass Menschen wie zum Beispiel Josef, der von den Aposteln Barnabas genannt wurde, seinen Acker verkaufte und das Geld den Aposteln zu Füssen legte, dann bedeutet dies, dass die ersten Christen nicht an vergänglichen Gütern hingen, sondern Christi Wort befolgten und sich Schätze im Himmel verschafften. So heißt es in Matthäus 6, 19-21: "Ihr sollt euch nicht Schätze sammeln auf Erden, wo sie die Motten und der Rost fressen und wo die Diebe einbrechen und stehlen. Sammelt euch aber Schätze im Himmel, wo sie weder Motten noch Rost fressen und wo die Diebe nicht einbrechen und stehlen. Denn wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz."
Das Herz der ersten Christen war also im Himmel, bei ihrem Herrn. Ist das bei uns auch so? Oft beten Christen für den Lottogewinn, für die eigene Karriere, für das eigene Vorankommen. Das tun sie sehr selten, weil sie damit Gott die Ehre geben wollen. Das Gebet um den Lottogewinn ist ohnehin sehr zweifelhaft. Gegen Vorankommen, gegen den Einsatz der eigenen Begabungen ist ja nichts einzuwenden. Wer eine gute Geschäftsidee umsetzt und damit Menschen in Lohn und Brot bringt, tut damit ja nichts Ehrenrühriges. Es gibt so manchen Unternehmer, dem es nicht um das eigene Geld geht, sondern der nur deshalb Unternehmer ist, um gute Ideen umzusetzen; mancher lebt bescheiden und spendet das Geld lieber gemeinnützigen Zwecken.
Was ich sagen will: Wir müssen handeln wie die ersten Christen, die auf Jesus schauten. Für sie war der Herr das Allerwichtigste; sie hatten Ihn lieb und setzten Seine Gebote so gut als möglich um. Gleichzeitig waren für sie die Mitgläubigen echte Geschwister, und sie wussten sich als Christgläubige in einer großen Familie von Christgläubigen aufgehoben. Wie in jeder guten Familie ist man füreinander da, nimmt Aufgaben wahr und ist solidarisch, also hilft dem, der Hilfe braucht. In früheren Großfamilien halfen die älteren Geschwister selbstverständlich den Jüngeren bei den Hausaufgaben. Wenn Oma oder Opa etwas nicht konnten, weil der Körper zu schwach geworden war, dann packte man an; dafür gab es von den Senioren der Familie gute Tipps, wie etwas leichter geht oder wie man etwas zu bewerten hatte. Manchem ersten Liebeskummer wurde damit auch ein Teil der Schwere genommen.
So soll es auch unter uns Christen sein: Wir sollen uns als eine große Familie verstehen, als Glaubensgeschwister, die durch Jesu Opfertod am Kreuz zu Blutsverwandten geworden sind. Dies gilt nicht nur für den Mitbruder und die Mitschwester, die unmittelbar neben uns auf der Kirchenbank sitzt, sondern auch für Christen irgendwo anders auf der Welt. Gerade die verfolgten Christen brauchen unsere Solidarität durch unser Gebet, unsere Spenden, unseren Einsatz.
Wenn wir uns ein Beispiel nehmen an den ersten Christen, dann werden wir auch solidarisch werden und damit authentisch. Die beste Erziehungsmethode bei Kindern ist ja auch das eigene Beispiel. Wer selbst beim Essen schmatzt und rülpst, wird seine Kinder kaum vernünftige Tischmanieren vermitteln können. Wenn wir Liebe leben und die Menschen um uns herum sehen, dass wir untereinander als Christen zusammenhalten wie die drei Musketiere, dann sind unsere Handlungen überzeugend.
Deshalb sollten wir Jesu Worte beim letzten Abendmahl beherzigen:
Ein neu Gebot gebe ich euch, daß ihr euch untereinander liebet, wie ich euch geliebt habe, auf daß auch ihr einander liebhabet.
Dabei wird jedermann erkennen, daß ihr meine Jünger seid, so ihr Liebe untereinander habt.
Johannes 13, 34-35 (Luther 1912)
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In Galater 5, 13-14 lesen wir dazu:
Ihr aber, liebe Brüder, seid zur Freiheit berufen! Allein sehet zu, daß ihr durch die Freiheit dem Fleisch nicht Raum gebet; sondern durch die Liebe diene einer dem andern.
Denn alle Gesetze werden in einem Wort erfüllt, in dem: "Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.
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