So gesinnt zu sein wie es der Gemeinschaft in Christus Jesus entspricht, ist eine außergewöhnliche Herausforderung: Jesus war und ist in Seinen Gedanken und Seiner Gesinnung absolut rein, heilig und gut; voller Liebe schaut Er selbst auf Seine Feinde. Sogar bei Seinem grausamen Todeskampf am Kreuz bittet Er für Seine Mörder, die Ihn zu allem Übel vorher auch noch exzessiv und mitleidlos gefoltert hatten.
Dabei konnte und kann niemand Jesus auch nur einer noch so kleinen Sünde anklagen: Jesus lügt nicht, Jesus heuchelt nicht, Jesus stiehlt nicht. Im Gegenteil: Er tat und tut nur Gutes: Totenerweckungen, Teufelsaustreibungen, Sündenvergebung, Krankenheilungen, das Spenden von Trost, die Belehrung derer, die nach Weisheit suchen, die Wiederherstellung von Gerechtigkeit sind nur einige wenige Beispiele Seiner vielen guten Taten und Segnungen, die Er für die Menschen, welche Ihn als ihren ganz persönlichen Retter annehmen, bereit hält. Jeder von uns kann Beispiele für die guten Taten Jesu in seinem eigenen Leben benennen.
Jesu Gesinnung zu haben, bedeutet aber auch, sich nicht zu schade für eine bestimmte Arbeit oder Aufgabe zu sein: Jesus war und ist selbst Gott; dennoch war Er sich nicht zu schade, die Herrlichkeit des Himmels einzutauschen gegen einen primitiven Stall, Seine Allmacht einzutauschen gegen die Hilf- und Wehrlosigkeit eines Säuglings. Jesus wuchs in Armut auf, lernte Flucht und harte Arbeit kennen, wurde erst den Hirten, den Ausgestoßenen jener Zeit kund getan, berührte Aussätzige, sprach mit Frauen, wo es doch damals für einen Mann nicht schicklich war, mit ihnen zu sprechen, und hatte auch keine Berührungsängste gegenüber der Ehebrecherin, der Samariterin am Brunnen, den Zöllnern und dem Hauptmann der römischen Besatzungstruppen. Er hat sich nicht davor gescheut, Fischer zu Seinen ersten Jüngern zu machen. Beim letzten Abendmahl wusch Er Seinen Jüngern noch die Füsse: Das war eigentlich die Arbeit von Knechten, doch Jesus - der König der Könige und aller Herren Herr - war sich auch für diese Arbeit nicht zu fein.
Und wir? Ich für mein Teil muss zugeben, dass ich mich ganz sicher nicht vordränge, wenn es um den Abwasch geht oder das Schrubben oder die Reinigung der Toiletten. Lieber mache ich die schönen Aufgaben, für die man Anerkennung und Applaus bekommt; dabei ist das Sauber machen eine anständige Arbeit, von der wir alle profitieren. Reinigungskräfte haben Anspruch auf die Anerkennung ihrer schweren Arbeit, die gewissentlich ausgeführt werden muss, wenn wir nicht im Müll ersticken wollen.
Jesus hat sich immer auf die Ausgestoßenen eingelassen. Wie gehen wir mit Obdachlosen und Gestrandeten um, mit Menschen, die behindert sind oder die kurz vor ihrem Tod stehen? Sind wir bereit, uns auf sie einzulassen? - Jesus hat allen Menschen, auch Seinen Folterern und Mördern, vergeben. Vergeben auch wir unseren Mitmenschen? Oder sind wir vielmehr nachtragend, eingeschnappt und sinnen auf Rache getreu dem Motto: "Wie du mir, so ich dir?"
Jesu Gesinnung ist voller Liebe, voller Sanftmut. Inwieweit sind wir bereit, liebevoll und sanftmütig zu sein? - Sicher: Jesus war und ist vollkommen, wir hingegen sind fehlbar und schwach, doch versuchen können wir es, und wir können Jesus bitten, der uns nicht nur diesbezüglich helfen wird. Es dient uns selbst zum Segen, wie Jesus gesinnt zu sein.
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