Vor einiger Zeit hörte ich bei einer christlichen Großveranstaltung folgende Ansage vor der Einsammlung der Geldspenden: "Die Bläser sollen bei der Kollekte leiser spielen, damit man es hört, wenn einer Münzen klappern lässt. Es soll nicht klappern, sondern rascheln." Kommentar eines Besuchers hierzu: "Ich habe nicht wegen, sondern trotz dieser Kollektenansprache etwas gespendet."
Auch auf die emotionale Tränendrüse wird kräftig gedrückt, so etwa, indem gesagt wird: "Wenn Sie wollen, dass diese jungen Leute ihre Ausbildung für den Gemeindedienst nicht abschließen können, dann spenden Sie bitte nichts."
Den "Höhepunkt" alles bisher Erlebten bildete eine "Gymnastik-Einlage" während des Missionsfestes eines bisher sehr gesegneten Werkes. Der Redner, ein ziemlich bekannter Vertreter der "frommen Szene", rief die Menschenmenge dazu auf, Arm- und Fingergymnastik zu betreiben, diese in der Hosentasche fortzusetzen, den Geldbeutel herauszuziehen und dann die Fingergymnastik bei den Geldscheinen zu intensivieren, indem man sie ergreift und in den Kollektenbeutel wirft. Allgemeines Gelächter war die Folge.
Mir aber war wie manchen anderen das Lachen vergangen. Keineswegs aus Geiz oder fehlendem Humor, sondern wegen der oberflächlichen und abstoßenden Art, den Menschen das Geld aus der Tasche zu ziehen - und das auch noch im ganz buchstäblichen Sinn! Ich fragte mich wirklich: Erhofft man sich mit solcher Manipulation und Volksbelustigung eine Gabe für einen geistlichen Dienst? Für wie dumm und abgestumpft hält man die Gläubigen denn eigentlich?
Warum soll denn dagegen heute nicht mehr möglich sein, was sich in früheren Zeiten bewährt hat: Man weist auf den Zweck der Kollekte hin und bittet mit knappen und sachlichen Worten um eine freiwillige Gabe unter Gebet - ohne Tralala, Show und peinliche Schnörkel. Es heißt zwar in der Bibel: "Einen fröhlichen Geber hat Gott lieb." Aber diese Fröhlichkeit bezieht sich nicht auf seichte Unterhaltungseffekte und gruppendynamische Manipulation, sondern auf die Freude des Herzens bei der Gabe für einen geistlichen Dienst. Alles andere ist abstoßend und damit kontraproduktiv - und das heißt: Menschen, die nachdenken, spenden nicht mehr, sondern weniger oder gar nichts, wenn sie sich überrumpelt fühlen. Das zeigt auch die Erfahrung.
Ich kenne ein Missionswerk, bei dessen Veranstaltungen überhaupt nie von Geld die Rede ist und das doch genügend bekommt - einfach deshalb, weil Menschen die Notwendigkeit und die geistliche Zielsetzung dieser Arbeit erkennen. Gott legt dem Einzelnen die Bedürfnisse seiner Diener und Werke aufs Herz - auch ganz ohne Drängen und Manipulation. Lassen wir uns doch wieder ganz neu ermutigen, im Glauben und Gebet auf Gott als den Geber aller Gaben zu vertrauen – sowohl in unserem persönlichen Leben als auch in unseren christlichen Gemeinden und Werken.
Auch in diesen Fragen gilt der Grundsatz: Spiele mit Sachen erfreuen. Spiele mit Menschen gereuen, wo man mit Menschen nur spielt.
Nehmen wir doch unsere Mitmenschen auch in finanziellen Fragen ernst! Gehen wir korrekt mit Geldern um, die uns anvertraut werden! Und setzen wir alles ein zur Ehre unseres HERRN und zum Bau Seines Reiches!
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