Hiob war ein sehr gottesfürchtiger Mann, der sich nach den Geboten Gottes ausrichtete: Für seine Söhne brachte er regelmäßig Opfer dar, damit sie für den Fall, dass sie schuldig geworden sind, entsühnt wurden. Die Gerechtigkeit Hiobs rief Satan auf den Plan, der nicht ertragen kann, wenn Gottes Wille getan wird. Hiob verlor sein Hab und Gut, aber auch - was natürlich viel schwerer wiegt - seine Kinder und wurde mit Aussatz geschlagen: Nach dem jüdischen Gesetz war er damit unrein. Seine Frau sah dieses Leid und verlangte von Hiob, er solle Gott abschwören, doch Hiob blieb treu und nannte seine Frau töricht.
Hätten wir genauso gehandelt wie Hiob? - Wir klagen Gott an, obwohl es uns im Allgemeinen gut geht: Gott, nach dem wir eigentlich niemals fragen, geschweige dessen Willen wir auch nur im Ansatz und im Entferntesten zu tun versuchen, ist doch für sehr viele faktisch nur dafür gut, dass man Ihm alle Verantwortung und alle Schuld aufbürdet. Wir fragen nicht danach, ob das, was in der Welt geschieht, in unserer eigenen Verantwortung liegt.
Dabei geht es ja nicht oder nicht nur um große Politik, um weitreichende Entscheidungen für die Welt, sondern es fängt im kleinen Rahmen an: Wer Genussmittel missbraucht, darf sich nicht wundern, wenn er krank wird. Wer an seinem Arbeitsplatz nichts tut, darf sich nicht beschweren, wenn er gekündigt wird. Wer seine Ehefrau nicht beachtet, darf sich nicht beklagen, wenn sie ihm fremd wird.
Und wer Gott die Schuld gibt dafür, dass es so viel Not gibt in der Welt, sollte sich selbst die Frage stellen, ob er bereit ist, daran etwas zu ändern: Möglichkeiten, sich im sozialen Bereich zu engagieren, gibt es genügend, und selbst die allerkleinste Spende ist weitaus mehr wert als alle großen und gut gemeinten Reden, die nicht in die entsprechenden Taten münden, zusammen. Wer klagt, sollte zumindest versuchen, es besser zu machen.
Wir können ja nicht fortwährend die Schuld an unserer Misere unseren Eltern, unseren Lehrern und den Anderen geben: Wir tragen letztendlich doch selbst unseren Teil dazu bei. Vor allem ist es ungerecht, Gott alles anzukreiden, der es wirklich gut mit uns meint und der keine Fehler macht und absolut heilig ist.
Hiob hat das verstanden: Er empfing das Gute ohne zu klagen und nahm auch das Schlechte an. Schließlich hat Gott uns hier auf dieser Welt nicht das Paradies versprochen. Auch Jesus hat niemals gesagt, dass wir, wenn wir uns bekehren, nur noch Glück, Gesundheit und Erfolg haben werden. Nein, vielmehr hat Er uns klar gemacht, dass die Nachfolge nicht leicht sein wird. Das große Ziel, das wir einmal erreichen werden, ist es aber wert.
Vor allem bewährt sich unser Glaube doch erst in der Not; darin ist sie mit der Freundschaft identisch, die sich ja vor allem dann als wahr und beständig erweist, wenn sie in Krisen fest ist. Unser Glaube ist ja auch kein Schönwetterglaube, der nur bei Sonnenschein Bestand haben soll, sondern der sich in Prüfungen - und seien sie noch so schwer - bewährt. Letztendlich hatten alle großen Glaubenshelden Prüfungen zu bestehen, und oft wurde ihr Glaube auf eine äußerst harte Probe gestellt. Ein Soldat, der die Hölle und die Unmenschlichkeit Stalingrads erlebte und dort fiel, schrieb: "Gott macht keine Fehler!" Das ist bewährter Glaube.
In meinem Glaubensleben habe ich wesentlich kleinere Krisen durchleben müssen, aber sie machten mir bewusst, wie sehr Gott mich liebt und dass ich mich auch dann nicht fürchten muss, wenn alles zu brechen scheint. In Gottes Hand sind wir gerade in den finsteren Zeiten unseres Lebens geborgen und damit gut aufgehoben. Und Er braucht uns dort, wo Er uns hinstellt, in Gesundheit und Krankheit, in Erfolg und im Leid, im Glück wie im Unglück.
Der Herr gibt, der Herr nimmt. Doch Er lässt uns niemals im Stich. Gepriesen sei daher Sein Wille! In Jesu Namen, Amen!
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