Denn welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder.
Denn ihr habt nicht einen knechtischen Geist empfangen, daß ihr euch abermals fürchten müßtet; sondern ihr habt einen kindlichen Geist empfangen, durch welchen wir rufen: Abba, lieber Vater!
Derselbe Geist gibt Zeugnis unserem Geist, daß wir Kinder Gottes sind.
Sind wir denn Kinder, so sind wir auch Erben, nämlich Gottes Erben und Miterben Christi, so wir anders mit leiden, auf daß wir auch mit zur Herrlichkeit erhoben werden.
Römer 8, 14-17 (Luther 1912)
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Wir alle sind Kinder unserer biologischen Eltern, und gerade für unsere Mütter bleiben wir immer irgendwie kleine Kinder, selbst wenn sie es erleben, dass wir selbst zu Altersrentnern und zu Großeltern geworden sind.
Ein Witz pointiert es sehr treffsicher: Eine ältere Dame wird gefragt, wie es ihr denn so ginge kurz vor ihrem einhundertsten Geburtstag im Pflegeheim. Die Antwort: "Ganz gut, jetzt, wo mein Jüngster aus dem Gröbsten raus und selbst im Altenheim ist!"
Nun denn: Wenn wir Jesus als unseren ganz persönlichen Retter und Erlöser angenommen haben, dann sind wir Seine Kinder und bleiben dies auch, aber Gott lässt uns nicht klein bleiben, sondern Er lässt uns wachsen und möchte, dass wir in unserem Christen- und Glaubensleben auch erwachsen werden, denn so können wir die Aufgaben und Werke, zu denen Er uns berufen hat, optimal erfüllen. Gott will also nicht unseren Stillstand, und Er möchte nicht, dass wir im Christenleben "die kleinen, zuckersüßen Bälger" bleiben. Er möchte nicht, dass wir geistlich gesehen auf ewig und drei Tage uns von Milch nähren müssen, sondern feste Speise zu uns nehmen können. Das ist etwa so, wie bei einem Kind, das biologisch wächst: Es bedarf auch zunächst der Muttermilch, ist dann bei den verschiedenen Breisorten und ist irgendwann in der Lage, ein großes Steak zu verdauen.
So sollen wir auch in unserem Glaubensleben wachsen, also nicht nur Milchtrinker bleiben, sondern auch "schwere geistliche Kost" zu uns nehmen können. Damit wird unser Glaubensleben aber auch bunter, schöner, vielseitiger. Wer möchte denn im Alltag immer nur zu Mittag Erbsensuppe haben, ganz gleich, wie gut sie ist und ob es sich dabei um unsere Leib- und Magenspeise handelt?
Durch das Heranwachsen im Glauben erfahren wir zugleich Neues, Schönes, Wunderbares, Großartiges; wir erkennen unseren Vater immer besser. Das ist auch so wie bei einem kleinen Kind. Es weiß sich, wenn es noch ganz klein ist, bei seinem Vater geborgen, geschützt, geliebt, versorgt. Doch das ist alles, was es von ihm weiß. Wird es grösser, dann bemerkt es, dass Vater die Spielsachen reparieren kann, dass Vater weiß, wie man mit Tieren umgeht, dass Vater im Wald die Bäume kennt, dass Vater einen Beruf hat, dass Vater Vieles weiß, von dem es selbst keine Ahnung hat. Deshalb wendet sich ein Kind an seinen Vater und fragt, wie was geht, was es machen soll. Knaben lernen von ihrem Vater, wie man sich rasiert. Mädels erfahren, wie man mit Jungs am Besten umgeht und dass bei Jungs längst nicht jede Balgerei ernst gemeint ist.
Gott weiß nicht nur Vieles, sondern alles, und auch Er freut sich darauf, wenn wir vertrauensvoll zu Ihm kommen, Ihm Fragen stellen, von Ihm lernen wollen und daran interessiert sind, viel von Ihm zu erfahren. Kinder fragen ja ihre Erdenväter auch, was sie so gemacht haben, wie es bei ihnen war, als sie zur Schule gingen und was sie so alles erlebt haben; sie wollen sie kennen lernen. Als Gottes Kinder, die Gott lieben, wollen wir deshalb viel von Gott erfahren und lesen deshalb Sein Wort, die Bibel und hören Predigten. Wir tauschen uns mit unseren Glaubensgeschwistern aus.
Gleichzeitig dürfen wir uns über unsere Gotteskindschaft freuen: Wir dürfen den allmächtigen Gott "Abba, lieber Vater!" nennen. Ein Vater ist immer fürsorglich. Die Strenge, die Gott uns gegenüber zeigt, ist ein Teil dieser Fürsorge: Er möchte nicht, dass wir etwas tun, was uns nicht gut tut. Und Er lässt Prüfungen zu, das aber nicht, um uns zu ärgern oder zu schikanieren, sondern damit wir wachsen und reifen. Es ist schließlich eine Binsenweisheit, dass der Mensch mit seinen Aufgaben wächst. Aus vielen Kindern ist nur deshalb etwas geworden, weil ihre Eltern ihnen viel zugetraut haben und entsprechende Aufgaben übertrugen.
Doch wir sind auch Miterben Seines Königreiches. Und mal ehrlich: Wer hofft nicht insgeheim auf ein Erbe von dem unbekannten Onkel aus Amerika oder der Großtante in Australien, von der man noch nichts weiß? Ein Mann sagte einmal, dass an einer Erbschaft nur zwei Dinge störend sind: Die Erbschaftssteuer und der Tod eines Menschen.
Wir aber als Miterben Seines Reiches sind nicht auf das Pflichtteil beschränkt und müssen auch keine Erbschaftssteuer zahlen, nein, und der, der für dieses Erbe sterben musste, ist am dritten Tage auferstanden: Jesus Christus. In diesem Reich, dessen Erben wir sind, wird es kein Leid mehr geben, keine Krankheit, kein Geschrei. Es wird keine Knappheit mehr geben, und die Strassen werden aus reinstem Gold sein. Die Stadtmauern werden aus teuersten Edelsteinen erbaut sein und die Tore werden aus edelsten Perlen gemacht sein. Dieses Erbe wird niemals aufgelöst werden. Nein, wir werden so reich sein, dass wir es uns nicht vorstellen können. Vor allem werden wir Gemeinschaft haben mit Gott selbst, den wir dann mit unseren Menschenaugen sehen können. Es ist deshalb schön, ein Kind Gottes zu sein.
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