Wiedergeborene Christen werden oft als intolerant bezeichnet: Das liegt darin begründet, dass sie als Evangelikale auf Jesus als einzigen Heilsweg hinweisen, aber auch, dass sie für moralische Werte eintreten wie den Schutz der traditionellen Ehe; sie lehnen die Homosexualität und die Promiskuität aus biblischer Sicht heraus ab. Doch ist es intolerant, die Wahrheit zu sagen? Bin ich dein Feind, wenn ich dir die Wahrheit sage?
Wenn man für die Wahrheit eintritt, ist man nicht intolerant: Ich lehne als Christ die Sünde ab, nicht den Sünder. Das ist ein Unterschied. Ich achte den Menschen als solchen, auch wenn ich seine Meinungen, seine Denkweisen, seinen Lebensstil, seine Ansichten, seinen Glauben für falsch halte. Der Vorwurf des Fundamentalismus, der Spiessigkeit oder die Unterstellung, hier irgendwelche Phobien zu haben, zieht nicht. Wir halten es doch alle für in Ordnung, wenn ein Sozialdemokrat oder ein Konservativer oder ein Liberaler seine politischen Ansichten vertritt und die anderen Meinung als schlechter bewertet. Wenn ein Hindu, ein Moslem, ein Buddhist seine Religion für die Beste hält, dann hören wir keinen Aufschrei, dann hören wir nichts von Intoleranz. Bin ich denn als Christ nur deshalb angeblich intolerant, weil ich die Bibel als absolute Wahrheit akzeptiere?
Letztendlich zwingen wir Christen trotz unserer Missions- und Evangelisationsbemühungen keinem etwas auf. Jedem ist es frei gestellt, das angebotene Traktat anzunehmen und zu lesen. Jedem ist es frei gestellt, einen christlichen Gottesdienst zu besuchen und jederzeit wieder verlassen zu dürfen. Jeder von uns entscheidet letztendlich selbst, ob er einer Kirche weiter angehören will oder austritt oder in eine andere Denomination übertritt. Christ werde ich nicht zwangsweise, nicht Kraft meiner Geburt, nicht durch meine Eltern, sondern nur freiwillig.
Weil ich Christ bin, bin ich doch nicht deshalb intolerant. Wenn jemand meint, dagegen sein zu müssen oder zu wollen, wenn sich jemand nicht dafür interessiert: Bitte sehr! Wer nicht will, der hat schon, denn letztendlich muss der Andere die Konsequnenzen seiner Entscheidung tragen und nicht ich.
Wie haltlos der Vorwurf der Intoleranz gegenüber Christen ist, kann auch folgendes Beispiel verdeutlichen: Ein Lehrer, der einem Schüler einen Fehler ankreidet - sei es ein falsch geschriebenes Wort oder eine falsch gelöste Rechenaufgabe -, gilt auch nicht als intolerant. Warum wirft man uns Christen also vor, intolerant zu sein, wenn wir sagen, dass wir dieses oder jenes aus biblischer Sicht nicht in Ordnung finden?
Im Umkehrschluss erhebt sich auch die Frage: Wie tolerant sind denn die Anderen? Jedem steht natürlich zu, das Christentum und biblische Aussagen abzulehnen. Das aber mindert mein Recht nicht, dass ich die Bibel für die absolute Wahrheit halte. Genauso wie Atheisten, Moslems, Hindus, Buddhisten, Sikhs und andere Menschen das Recht auf ihre Überzeugungen, ihre Meinungen, ihre Ansichten und ihren Glauben haben, haben auch Christen das Recht auf ihre eigenen Überzeugungen, Meinungen, Ansichten und Glauben.
Ich wünsche mir, dass ich die Weisheit finde, mit Christusleugnern angemessen reden zu können, aber auch, dass sie mir dieselbe Fairneß entgegen bringen.
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