"Was sollen wir nun hierzu sagen? Das wollen wir sagen: Die Heiden, die nicht nach der Gerechtigkeit trachteten, haben die Gerechtigkeit erlangt; ich rede aber von der Gerechtigkeit, die aus dem Glauben kommt. ...
Römer 9,30 - 10,13
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Die Pharisäer und Schriftgelehrten waren der Ansicht, dass sie aus der Werksgerechtigkeit, der strikten Erfüllung des Gesetzes gerettet werden könnten; dieses Denkmuster haben die meisten Menschen zu allen Zeiten miteinander gemeinsam: Das Heidentum versuchte ebenfalls, mit bestimmten Ritualen ihre Götzen milde zu stimmen. Die Irrlehre der Reinkarnation gehört ebenfalls dazu, da sie lehrt, man könne durch das Einhalten bestimmter Gebote und durch bestimmte Verhaltensweisen in einem vermeintlich nächsten Leben ein besseres "Karma" (Schicksal) erwerben und so nach einer Vielzahl angeblicher Wiedergeburten in das Nirwana, dem Nichts, als selbstverdiente Erlösung eingehen. Selbst unter Christen ist die Ansicht vertreten, die sich in der allgemein bekannten Redensart niederschlägt: "Tue recht und fürchte niemand!"
Als ich etwa zwölf, dreizehn Jahre alt war, meinte eine Frau, die einen Bußgottesdienst besuchte, sinngemäß: "Das muss reichen, denn so schlimm sind wir ja gar nicht!" Was bedeutete: "Wir haben zwar alle kleine Fehler, doch wir tun ja demgegenüber sehr viel Gutes!" Auch dies läuft auf Werksgerechtigkeit hinaus.
Dabei ist es so, dass wir nicht alle Gesetze von Gottes Geboten einhalten können: In unserer menschlichen, fleischlichen und damit sündigen Natur tun wir Schlechtes, was Gott nicht gut heißen und selbst dann nicht in Seiner Nähe dulden kann, wenn es sich dabei um die allerkleinste Kleinigkeit handelt: Dafür ist Er schlicht und ergreifend viel zu heilig.
Doch Gott möchte Gemeinschaft mit uns, und Er will nicht, dass irgend jemand verloren geht: Deshalb kam Jesus als Sein eingeborener Sohn auf die Welt. Jesus, der in Seiner Sohnschaft selbst Gott ist in der Dreipersönlichkeit des einen Gottes, hat auch eine menschliche Natur, die ohne Sünde auf dieser Welt lebte. Deshalb konnte Jesus die Schuld für uns alle bezahlen. Wer sich unter das Blut Jesu Christi stellt, wird rein von aller Schuld und gerechtfertigt. Der Glaube an Ihn macht uns also vor Gott gerecht.
Dieser Glaube bedeutet nicht: "Ich glaube ja, also kann ich machen, was ich will, selbst wenn es sich dabei um die allergrößten Gräuelsünden handelt!" Nein, so einfach ist das nicht! Wer wirklich glaubt, der handelt nach dem, was Gott uns sagt. Auch die Hure Rahab wurde durch den Glauben gerecht; dieser Glaube aber beschützte die Späher des hebräischen Volkes, die die Stadt gemäß des göttlichen Willens erobern sollten. Abraham war bereit, seinen Sohn Isaak auf Geheiß Gottes hin zu opfern. Petrus und Paulus waren große Völkerapostel. Stephanus war der erste Märtyrer, alles aus dem Glauben heraus.
Jede Sünde ist ein Akt des Unglaubens. Gut, dass Jesus uns immer wieder vergibt. Er kennt unsere Schwäche, unsere Begrenztheit. Aber wir müssen uns unter Sein Blut stellen und im Glauben wachsen. Nur so geht es. Wenn wir im Glauben wachsen, so wachsen wir auch in der Gerechtigkeit, weil wir das, was Gott uns sagt, in die Tat umsetzen. Es ist vergleichbar mit dem Gang zum Arzt: Glauben wir dem Arzt, dass uns eine Kur hilft, um gesund zu werden, dann reichen wir einen entsprechenden Antrag bei der Krankenkasse ein. Ebenso folgen wir, wenn wir unserem Navi im Auto glauben schenken, seinen Anweisungen. Vertrauen wir darauf, dass ein Rezept aus dem Koch- oder Backbuch gelingt, dann halten wir uns daran.
Sicher sind diese Beispiele nicht mit Gottes Wort zu messen: Sein Wort ist grösser, heiliger und erhabener als alles Andere. Dennoch zeigen sie das Grundprinzip, auf dem wirklicher Glaube aufgebaut ist: Wer vertraut, dass etwas richtig ist, der tut dies auch. Und wer auf Jesus traut, wird gerecht, weil Jesus die Erfüllung des Gesetzes ist. Deshalb steht in 10, 10 ganz richtig: "Denn wenn man von Herzen glaubt, so wird man gerecht; und wenn man mit dem Munde bekennt, so wird man gerettet."
Das Vertrauen in Christus macht uns gerecht.
Wer Jesus voll und ganz vertraut, Ihm also glaubt, der wird Ihn auch bekennen. Wer überzeugt davon ist, dass eine bestimmte Partei die richtige ist, wirbt ja auch für sie. Ein überzeugter Opel- oder Mercedesfahrer sagt auch, dass "seine" Automarke die beste ist. Wer Jesus vertraut, weiß, dass Er der einzige Heilsweg ist und wird dies den Menschen sagen. Er wird Ihn also mit dem Munde bekennen.
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