Die griechische Frau aus Syrophönizien hatte ganz sicher sehr viel von Jesus gehört und wusste von Seinen Wunderheilungen. Ihre Tochter - von einem Geist besessen - bedurfte Hilfe. Deshalb wandte sie sich an den Herrn, den sie demütig und inständig bat. Dafür hat sie nicht nur einen bestimmten Weg zurück legen müssen, dafür musste sie auch durch die Menge hindurch. Das allein war schon eine entsprechende Prüfung.
Jesus aber machte es ihr auch nicht gerade leicht: Faktisch nannte er sie eine Hündin. So etwas tut natürlich weh. Es schien, als hätte sie und ihre Tochter nicht den Wert, von Ihm Hilfe und Liebe zu erfahren. Alles umsonst und vergebens?
Nein: Jesus testete die Ernsthaftigkeit ihrer Bitte. Es geht darum, ob wir Jesus wirklich vertrauen, auch wenn alle Äußerlichkeiten dagegen zu sprechen scheinen. Oft sagen wir doch zu uns selbst, dass wir nicht wert sind, vor Ihn und Seinen Gnadenthron zu kommen, dass unsere Probleme zu gering seien oder zu groß. Uns fällt eine ganze Litanei, bestehend aus Wenn's und Aber's, ein, um Jesus bloß nicht zu bitten.
Die Griechin ließ sich nicht abschrecken, nicht einfach so abwimmeln und zeigte, dass ihr Bitten ernst war. Und sie traute Jesus wirklich zu, ihrer Bitte zu entsprechen. Für sie und ihre Tochter war das Problem der Besessenheit zweifellos groß, doch sie gab zu verstehen, dass es für Jesus Brosamen, also eine Kleinigkeit ist, ihr zu helfen. Das ist Glaube, der ernst gemeint ist.
Wie sieht es bei uns aus? Trauen wir Jesus wirklich zu, dass Er unsere Probleme löst? Oder meinen wir, dass Er nicht mit unseren Problemen fertig wird?
Auch unser Bitten, unsere Ausdauer im Gebet gibt Zeugnis davon, wie ernst wir es meinen. Wenn unsere Bitte nur ein-, zweimal dahergeplappert wird, dann zeigen wir doch, dass es uns nicht ernst ist. Und dann beschweren wir uns womöglich, etwas nicht bekommen zu haben, doch wer würde z. B. seinem Kind ein Spielzeug kaufen, wenn er weiß, dass dieses doch direkt in irgendeine Ecke des Kinderzimmers geworfen und vergessen wird? Gott möchte, dass wir Ausdauer, Geduld mitbringen. Dadurch wächst unser Glaube, unser Vertrauen, unsere Ernsthaftigkeit.
Natürlich gibt Gott uns nicht immer das, was wir erbitten. Manchmal müssen wir Abstriche machen, weil Er uns vielleicht etwas weniger von dem Erbetenen gibt, vielleicht erhalten wir es gar nicht. Aber dann dürfen wir erkennen, dass z. B. ein bestimmter Arbeitsplatz nicht gut, dass eine bestimmte Wohnung vielleicht zu groß für uns ist. Stets dürfen wir gewiss sein, dass Gott unser Bestes im Sinn hat.
Das ist nicht leicht zu verstehen. Als Kinder haben wir unsere Eltern auch nicht immer sofort verstanden. Uns erschien es vielleicht als ungerecht, dass wir dann und dann zuhause sein mussten, dass unsere Eltern uns verboten haben, ein Abbruchhaus zu betreten usw. Jetzt wissen wir natürlich, dass wir so Pünktlichkeit und Verlässlichkeit gelernt haben, die wichtig sind im menschlichen Miteinander, und wir haben gelernt, wie gefährlich es in einer Häuserruine sein kann. Wenn Gott uns etwas vorenthält, dann geschieht dies nur zum eigenen Besten.
Meinen wir unseren Glauben ernst, dann vertrauen wir Gott, dann wissen wir, dass wir Ihm wichtig sind und es nichts gibt, was Er nicht lösen kann. Kein Problem ist zu groß oder zu klein für Ihn. Er lacht uns nicht aus, wenn wir mit anscheinend unwichtigen Dingen kommen. Für Ihn als allmächtigen Gott ist es einfach, dieses oder jenes zu tun, aber Er weiß um uns, um unsere Begrenzungen. Wir lachen ja auch kein Kind aus, das zu uns kommt und eine Frage hat, deren Antwort für uns einfach ist.
Gott nimmt uns ernst; deshalb dürfen wir unseren Glauben auch ernst meinen, Ihm vertrauen, Ihm alles bringen wie die griechische Frau. Wir mögen vor den Menschen vielleicht Hunde sein: Für Gott sind wir wichtig.
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