Dass Seine Kraft in den Schwachen mächtig ist, lesen wir im 2, Korinther 12, 9. Da erhebt sich die Frage, ob es nicht besser wäre, wenn Seine Kraft in den Starken mächtig würde; mancher schätzt, dass dadurch noch mehr Kraft entstehen würde. Diese Sichtweise aber übersieht, dass Gott ohnehin allmächtig ist, also selbst keine wie auch immer gearteten Stärkungen braucht. Sie übersieht auch, dass Gott auf der Seite derer steht, die aus der Sicht der Menschen nichts gelten, und es macht auch keinen Sinn, einen Starken noch mehr Kraft zu geben.
Weil Gott die Schwachen stärkt, dürfen sie Hoffnung haben: Gott trägt sie durch die schwierigen Situation durch. Weil Er sie hält, müssen sie keine Furcht haben. In Gott dürfen wir uns sicher fühlen wie ein Kind, dass sich vor einem schlechten Traum in die Arme seiner Mutter flieht.
Gleichzeitig steckt dahinter die Botschaft Gottes, dass Er die Schwachen liebt und auf ihrer Seite ist. Das ist zugleich auch der Auftrag für uns, nämlich auf der Seite derer zu stehen, die sich selbst nicht wehren können. Und es bedeutet auch, dass jeder, der sich gegen die Schwachen als solche richtet sich auch gegen Gott selbst richtet. Schon in Sprüche 14, 31 heißt es: "Wer den Geringen bedrückt, lästert dessen Schöpfer; dagegen ehrt ihn, wer sich des Armen erbarmt."
Gott zeigt Seine Liebe und Seine Nähe zu uns Menschen, indem Er Seine Kraft den Schwachen gibt. Das beweist nicht nur Seine Güte, sondern zeigt uns auch, dass wir mit all unseren Begrenzungen zu Ihm kommen dürfen. Es zeigt uns auch, dass wir Gott uns bereit macht für alle Aufgaben, die Er uns aufträgt. Wenn Gott uns einen Auftrag gibt, dann stattet Er uns auch mit allem aus, was wir dazu benötigen: Mit dem nötigen Feingefühl genauso wie mit den richtigen Worten, mit dem Wissen und der Kraft genauso wie mit dem richtigen Timing und der nötigen Ausrüstung.
So beweist Gott gleichsam, dass es Ihn gibt und mahnt so die Starken an, damit sie demütig sind und sich nicht auf ihre eigene Stärke verlassen. Das ist so wie mit Menschen, die sich auf ihr großes Wissen verlassen, aber dann in den praktischen Dingen des Lebens versagen; sie sehen den Wald vor lauter Bäumen nicht und scheitern.
Damit will ich nicht gegen Wissen wettern: Wissen ist wichtig, doch wir dürfen nicht meinen, dass unser Wissen unsere Stütze ist, sondern immer "nur" Gott. Wenn unser Wissen nicht mit Seiner Weisheit gefüllt ist, sehen wir ziemlich alt aus und stehen vor verlorenem Posten. Ein anderes Beispiel soll dies verdeutlichen: Ich kann auch mathematische und physikalische Formen auswendig lernen, doch solange ich nicht verstehe, wie ich sie anzuwenden habe, nützen sie mir gar nichts.
Gott zeigt uns, wie wir mit unseren Begabungen und Talenten umgehen können, um segensreich zu wirken. Und oft hat Er durch Schwache Großes bewirkt. Manch Einer ging zu einem Sterbenden, um Beistand zu leisten und kam selbst getröstet und gestärkt heraus. Eine Frau, die durch einen Unfall, den ein betrunkener Autofahrer verursachte, an den Rollstuhl gefesselt war, gab anderen Menschen so viel an Kraft weiter, weil sie in ihr sahen, wie man mit schweren Schicksalsschlägen fertig werden kann, wenn man Gott vertraut.
Oft benutzt Gott eben auch Krankheiten oder schwere Schicksalsschläge, damit Er Menschen erreichen kann. Pfarrer Bodelschwingh verlor drei seiner Kinder, doch das machte ihn bereit für sein großes Werk an christlicher Nächstenliebe. Und ein Patient, der an schweren Depressionen leidet, sich aber trotzdem nicht aufgibt und sich wacker schlägt, sagte einmal: "Trotz aller Niedergeschlagenheit weiß ich, dass es einen Gott gibt, der mich liebt: Sonst wäre ich längst schon wahnsinnig geworden." Mit dieser Einstellung tröstete er viele seiner Leidensgenossen und ist trotz seiner Krankheit Bote Seiner Liebe.
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