Als ich in der zweiten Klasse und des Lesens einigermaßen mächtig war, fand ich in der Bibel meiner Oma den Totenzettel meines Großvaters: Dort las ich den ersten Satz des obigen Bibelverses. Ich erinnere mich, dass dieser Satz bei mir einen tiefen Eindruck hinterlassen hat: Einfach glauben und gerettet sein! - Dann braucht man auch keine Angst vor der Hölle zu haben, dann hat der Teufel den Anspruch auf die eigene Seele verloren.
Doch niemand erklärte mir den Satz richtig: Meine Oma war zwar alles andere als eine fanatische, aber dennoch eine sehr überzeugte Katholikin und von den Lehren der römischen Kirche geprägt, bei der es letztendlich keine Sicherheit gibt, ob man in den Himmel kommt oder nicht.
Ich selbst wurde ebenfalls in der katholischen Kirche sozialisiert: Der damalige Ortspfarrer war nicht nur ein sehr strenger, sondern auch ein äußerst erzkonservativer Mann, für den Rettung nur dann möglich war, wenn man katholisch getauft worden ist und diesen Glauben als überzeugter Katholik im Gehorsam gegenüber der Geistlichkeit lebt. Deshalb trat dieser Satz für mich lange Zeit in den Hintergrund, nicht nur wegen des katholischen Religionsunterrichtes, sondern auch, weil meine Suche nach der Wahrheit über viele Jahre hin oberflächlich blieb. Religion und Glaube begegnete ich zwar mit Interesse, aber alles erschien mir doch mehr oder weniger austauschbar, auch wenn mich Jesus Christus irgendwie doch faszinierte.
Irgendwann suchte ich, zunächst halbherzig, dann aber sehnte ich mich nach der Wahrheit. Durch einen Gewissenskonflikt, auf den ich an dieser Stelle nicht eingehen möchte, sehnte ich mich nach Vergebung, nach Befreiung von Schuld, nach wirklicher Umkehr. Ich bekehrte mich dann in einer Esslinger Freikirche, denn ich arbeitete damals dort bei der US-Army. Der Satz, dass der Glaube allein rettet, dass Jesus uns vom Gericht und von der Hölle befreit, dass wir also durch Sein Blut gereinigt sind, gewann seitdem an Bedeutung.
Aber zugleich prägte sich bei mir auch der zweite Satz dieses Verses ein: Gehorsam gegen Jesus! Der Glaube ist es ja, der Jesus Vertrauen schenkt, und wenn ich Ihm wirklich vertraue, dann bin ich auch davon überzeugt, dass Seine Gebote gut und richtig sind. Dann werde ich mich nach Seiner Lehre ausrichten und mich von Ihm verändern lassen.
Das aber ist etwas völlig anderes als die Gesetzlichkeit: Wer gesetzlich ist, der hat etwas Bürokratisches an sich und blendet aus, dass wir Menschen niemals im Stande sind, das Gesetz Gottes vollkommen zu halten. Es ist wie beim Autofahren: Wer kann sich davon freisprechen, die Höchstgeschwindigkeit nicht zumindest etwas zu überschreiten, die Parkzeit nicht genau einzuhalten, ein Schild nicht zu beachten? Und es ist nur eine ganz kleine Minderheit, die nicht durch die eigene Unaufmerksamkeit einen Unfall verursacht hat.
Mit Gottes Gesetzen sieht das genauso aus, nur, dass Gott keine Sünde entgeht, während wir bei Gesetzesübertretungen dieser Welt nicht in jedem Fall erwischt oder gar überführt werden. Gott weiß um unsere Schuld und dass wir Seinen Anforderungen, die Er in Seiner absoluten Heiligkeit stellen muss, niemals gerecht werden und deshalb nicht zum ewigen Leben kommen können: Deshalb gab Er uns Seinen eingeborenen Sohn, lud alle Schuld auf Ihn, damit alle die gerettet werden, die diese Erlösungstat Jesu auf Golgatha im wahren Herzensglauben annehmen.
Dieser Glaube hat Folgen: Ist unser Glaube ernst gemeint, dann setzen wir die biblische Wahrheit so gut wir können um und bringen dem Herrn unsere Unzulänglichkeiten, unsere Irrtümer, unsere Fehler und unsere Schuld, die wir leider - wenn auch ungewollt - immer wieder begehen. Wir lassen uns verändern, wir folgen Ihm nach.
Die Einhaltung Seiner Gebote folgt aber nicht aus einer spießigen Pflichterfüllung heraus, in der alles lieblos und damit mechanisch geschieht ohne jegliche Herzenswärme, sondern geschieht in einer engen, lebendigen Beziehung zu Gott. Ein Kind, dass seinem Vater vertraut, tut doch auch das, was der Vater sagt. Ein Schüler, der seinem Lehrer traut, wird auch dessen Erklärungen Folge leisten. Ein Azubi, der seinem Lehrherrn Glauben schenkt, erledigt doch die ihm übertragenen Aufgaben so, wie es der Meister vorgibt.
Der Gehorsam gegen Jesus ist nicht kleinkariertes Vorschriftendenken, sondern setzt die Prioritäten richtig, weil wir Jesus folgen aus wahrer Überzeugung heraus. Der wirkliche Glaube an Jesus hat mit einer beständig wachsenden Liebe zu tun, einer Beziehung, die gepflegt wird und die uns auch und ganz besonders im Alltag prägt. Die Befolgung der Gebote ist in diesem Zusammenhang nicht Gesetzlichkeit, sondern Glaubenspraxis.
Vor allem geschieht die Einhaltung der Gebote nicht aus Angst heraus, aus Druck. Das Wissen, erlöst zu sein, befreit. Wir brechen nicht unter falsch verstandenen Rücksichten und Sachzwängen zusammen, sondern tun das, zu dem uns Jesus auffordert. Das ist befreiend und erleichtert zugleich. Der Glaube rettet und er verändert. Vertrauen wir Jesus: Er ist der einzige Weg, der zum Vater führt und damit zum ewigen Leben.
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