"Es war aber ein Mann in Cäsarea mit Namen Kornelius, ein Hauptmann der Abteilung, die die Italische genannt wurde. Der war fromm und gottesfürchtig mit seinem ganzen Haus und gab dem Volk viele Almosen und betete immer zu Gott. Der hatte eine Erscheinung um die neunte Stunde am Tage und sah deutlich einen Engel Gottes bei sich eintreten; ..."
Apostelgeschichte 10,1-48 und 11,1-18
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Im Kapitel 10 und 11 der Apostelgeschichte geht es um die Einstellung der an Christus gläubig gewordenen Juden zur Mission: Anfangs waren sie überzeugt davon, dass Jesus "nur" für die Erlösung des jüdischen Volkes gekommen sei und dass Sein Sühnetod auf Golgatha den Juden vorbehalten war. Auch Petrus, einer der engsten Vertrauten des Herrn, war dieser Überzeugung: Erst ein Traum, ein Gesicht, eine Vision ließ ihn erkennen, dass Jesus auch für die Heiden gestorben ist; er erkannte, dass auch Kornelius, der Hauptmann der Armee der römischen Besatzungsmacht, Gnade bei Gott gefunden hat. Deshalb brachte er ihm das Evangelium, und Kornelius bekehrte sich.
Das führte zu dem beschriebenen Widerstand der Gemeinde zu Jerusalem, die aus Juden bestand. Doch Petrus konnte sie letztendlich kraft seiner Vision davon überzeugen, dass das Evangelium auch zu den Heiden getragen werden muss. Petrus blieb zwar Judenmissionar, und es wurde Paulus letztendlich der Völkerapostel, doch Petrus' Vision und damit Gottes Eingreifen ist es zu verdanken, dass die Frohe Botschaft nicht nur recht früh, sondern grundsätzlich zu uns nach Europa gebracht wurde und nur wenige Zeit nach Jesus auf dem europäischen Kontinent Fuß fassen konnte.
Heute geht die Diskussion in umgekehrter Richtung: Selbst von Evangelikalen wird die Frage aufgeworfen, ob Mission an den Juden überhaupt erlaubt sei. Bei Theologen insbesondere in den Großkirchen stößt Mission unter den Juden auf harsche Kritik: Ein Pfarrer ließ sich sogar zur Aussage hinreißen, dass eine Mission unter den Juden die Fortsetzung des Holocaustes mit anderen Mittel sei. Ob ihm bewusst ist, dass dies messianische Juden, die anderen Juden, welche noch nicht an Jesus glauben, herabwürdigt? Dass zu Beginn der Missionsgeschichte vom Evangelium die Frage aufgeworfen wurde, ob man auch Heiden missionieren dürfte? - Hätte man damals auf die Heidenmission verzichtet, wären viele Menschen, die dadurch gerettet worden sind, zweifelsohne verloren gegangen.
Doch nicht nur hier entbrennt die Frage darüber, ob und wo Mission erlaubt sei: In einem Staat Mittelamerikas - wenn ich mich richtig erinnere, ist es Paraquai - ist die Mission unter den indogenen Völkern unter dem Hinweis verboten, dass man deren Kultur bewahren will. Dabei nennen sich die Staaten auf dem gesamten amerikanischen Kontinent christlich.
Zum Christentum gehört nun einmal die Mission. Sicher: Mission darf nie mit Gewalt einhergehen; Zwangsbekehrungen und Zwangstaufen sind kontraproduktiv und entsprechen keinesfalls dem Willen Jesu.
Jesus Christus möchte unsere Herzen, unsere Liebe und unsere freie Entscheidung für Ihn. Und Er ist es, der uns den Missionsbefehl gab und sagte, dass wir zu allen Völkern hingehen und jeder Kreatur predigen sollen. Jesus starb weder für die Juden allein noch für die, die in christlichen Familien groß werden, sondern für alle Menschen ohne Ausnahme. Gott will nicht, dass auch nur ein Sünder verloren geht, sondern dass alle zum Glauben an Jesus kommen und dadurch gerettet werden.
Ja, diese Aufgabe hat allerhöchste Priorität. Nicht nur im Alten Rom haben viele Menschen ihre Mission regelrecht mit ihrem Leben bezahlt und sind qualvoll gestorben: Viele sind wie Jesus gekreuzigt worden, Andere wurden den Raubtieren zum Fraße vorgeworfen oder als lebendige Fackeln verbrannt. Das Bekenntnis zu Jesus Christus hatte in den Ländern des Ostblocks schwerwiegende Nachteile für die Betroffenen, und nicht Wenige landeten unter Stalin und auch später in den sibirischen Gulags und zahlten ihr Eintreten für den Glauben mit ihrer Gesundheit und ihrem Leben. Auch in China und Nordkorea ist es alles andere als opportun, Christ zu sein, und in der arabischen Welt kommt das Bekenntnis zu Jesus sehr oft einem Todesurteil gleich. Dennoch gibt es Christen, die diese Gefahren in Kauf nehmen um des Reiches Gottes Willen, weil sie wissen, dass das Evangelium für alle da ist.
Ja, es ist da für Grosse und Kleine, für Reiche und Arme, für Beliebte und Ausgestoßene, für Schwarze, Weiße, Rote und Gelbe, für jede Ethnie, jede Kultur und jede Sprache. Nicht umsonst ist die Bibel das am meisten verbreitete und am meisten übersetzte Buch: Kein Anderes ist - zumindest in Teilen - in so viele Sprachen und Dialekte übersetzt worden. Und es ist ein großartiges Buch, das kinderleicht zu verstehen ist und doch eine grössere und tiefere Weisheit anbietet als alle Bände der Philosophen, der Dichter und Denker. Berühmte und großartige Leute waren Christen: Pascal, der große Mathematiker, war Christ, und auch der Komponist Bach. Dostojewski, der großartige russische Romancier, war Christ, und für ihn war die Bibel das allerwichtigste Buch: Als er im Sterben lag, war es das letzte seiner Habseligkeiten, was er von sich gab, so wichtig war ihm das Buch der Bücher.
Vergessen wir nicht, dass wir uns, wenn wir das Evangelium verbreiten, nicht nur dem Spott aussetzen, sondern auch menschlicher Verfolgung. Wir werden vielleicht irgendwo in der Welt gegen staatliche Gesetze verstoßen, doch man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen. Nicht weniger als das Seelenheil hängt für unsere Mitmenschen ab, was nichts anderes bedeutet, dass wir eine große Mitverantwortung dafür haben, wo sie die Ewigkeit verbringen werden. An der Evangelisation kann jeder mitarbeiten, mit seiner Zeit, mit seinen materiellen Zuwendungen, mit seinem Gebet, mit einer einer Briefkastenaktion usw. Das Evangelium ist für alle da, und Gott gibt keine Aufträge, die unmöglich sind.
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