Ich erinnere mich noch gut an die erste Zeit meines Christenlebens: Neugierig zog ich alles in mich auf, und ich war bereit, für Christus alles zu tun. Für mich war Mission sehr wichtig, und ähnlich eines frisch Verliebten konnte ich nicht anders als den Leuten zu erzählen, dass ich zu Christus gefunden habe. Meine Lieblingslektüre ist seitdem die Bibel, und ich habe mir eine Reihe christlicher Literatur angeschafft und gelesen. Wenn etwas neu ist, dann ist man anfangs immer begeistert, euphorisch und engagiert.
Doch als Menschen laufen wir Gefahr, nur noch routiniert, mechanisch zu verfahren. Alles ist dann nur noch Gewohnheit; man tut die Dinge nicht mehr aus wirklicher Überzeugung, sondern weil man es so gewohnt ist. Aus dem zunächst begeisterten Kirchgang wird eine Pflichtübung, und die Bibel liest man nur noch oberflächlich. Wenn man nicht aufpasst, schläft das Gebetsleben ein. Man findet und erfindet Ausreden, um nicht mehr in den Bibelkreis zu kommen. Nachfragen, ob man in der Gemeinde das ein oder andere erledigen könne, empfindet man vielleicht sogar als störend, auch wenn man nichts vor hat.
Oft ist auch ein gewisses Maß an Enttäuschung dabei: Schließlich stellt man während seines Glaubenslebens fest, dass nicht immer alles so ist wie es sein sollte. Es gibt Reibereien, vielleicht sogar richtigen Streit, denn es menschelt nicht nur in der Welt, sondern auch bei uns. In mancher Gemeinde ist es als Neuling sehr schwer, wirklich anzukommen oder man verschließt sich selbst zumindest unbewusst, und manchmal treffen mehrere Einflüsse, die alles andere als optimal sind, aufeinander. Auch hat man erfahren, dass die Frohe Botschaft in der Welt nur sehr selten gern gehört wird: Meistens stößt man auf Ablehnung, oft auch auf Spott und auf Demütigungen. Die Erfahrung, von Kollegen und Verwandten, von Nachbarn und Bekannten ausgelacht und ausgegrenzt zu werden, ist alles andere als selten. Die erste Begeisterung, die erste Liebe verpufft irgendwie, und oft hat man das Gefühl, dass die Luft heraus ist.
Wir müssen uns aber bewusst machen, dass wir dem Feind - Satan - in die Hände spielen, wenn wir anfangen, uns gehen zu lassen. Wenn unser einst lebendiges Glaubensleben nur noch Fassade ist, ist es wirklich allerhöchste Zeit, Buße zu tun. Wie viel Widerstand hat Jesus ertragen, als Er auf der Erde wirkte? Viele Seiner Jünger haben Ihn sogar verlassen, weil sie Ihm nicht in letzter Konsequenz folgen wollten. Seine Lehre wurde von der damaligen religiösen Elite - den Pharisäern und Schriftgelehrten - vollends abgelehnt. Als Er im Garten Gethsemane betete, schwitzte Er Blut und Wasser, denn Er wusste um Seinen kurz bevorstehenden qualvollen Kreuzestod und der vorhergehenden Folter. Für uns durchlitt Er alle Todesangst, während Seine Jünger nicht einmal eine Stunde in der Lage waren mit Ihm zu wachen. Petrus hatte großmäulig erklärt, mit Ihm in den Tod zu gehen und verleugnete Ihn dennoch dreimal, und Judas Iskarioth, eines Seiner engsten Vertrauten, hatte Ihn für ein paar Silberlinge verraten und verkauft. Das ist wirklich kein erhebendes Gefühl. Dennoch nahm Jesus alles Leiden auf sich, damit wir versöhnt werden mit Gott, dem Vater: Nötig hätte das weder der Vater noch der Sohn gehabt. So viel Liebe hat Gott uns entgegen gebracht, und wir geben die erste Liebe auf.
Sicher: Es ist nicht einfach. Ich selbst kenne den Druck, der auf einem lastet, wenn man Christ ist. Die Moralvorstellungen, die man hat, kollidieren mit denen dieser Welt, die mit sexueller Treue bedauerlicherweise nicht mehr sehr viel am Hut hat. Weil man nicht an sexistischen Gesprächen und dem Erzählen eindeutiger Witze nicht teilnimmt, eckt man an. Aber was bringt es uns wirklich, wenn wir uns in den Sünden und Vergnügungen dieser Welt verfangen? Bringt permanentes Party machen wirklich Sinnstiftung und Lebensfreude? Ich stelle oft erschrocken fest, wie leer und leblos selbst die Augen von Jugendlichen sind, auch wenn es ihnen ökonomisch und sozial eigentlich sehr gut geht. Was ihnen fehlt, ist Orientierung, ist Lebenssinn.
Trotz aller Widernisse bringt die erste Liebe zu Jesus doch inneren Frieden, gibt Kraft und Hoffnung. Warum wollen wir darauf verzichten? Hat Jesus uns nicht von manch schlechter Angewohnheit befreit? Sind wir durch Ihn nicht klarer, zuverlässiger, geradliniger, berechenbarer geworden? Es macht also Sinn, zu der ersten Liebe zurück zu kehren, also Buße zu tun. Auf Dauer wissen es die Menschen zu schätzen, wenn sie bemerken, dass unser Glaube nicht nur eine kurze Laune von uns ist, kein Experiment von Vielen, kein überflüssiger Versuch. Schließlich beruht der Glaube an Christus Jesus auf einem soliden Fundament, das sich nicht nur des Sonntags in der Kirche bewährt, sondern alltagstauglich ist. Die Ratschläge, die Gott uns in Seinem Wort, der Bibel, gibt, sind durchaus praktikabel und keine graue Theorie, die allenfalls in den Studierstuben taugt.
Ich hoffe und bete, dass Jesus in mir wieder das Feuer der ersten Liebe anfacht und dafür sorgt, das es niemals erlöscht. Dieses Feuer bringt Wärme und Licht nicht nur für einen selbst, sondern auch für die Menschen um uns. Lassen wir uns auf dieses Liebesfeuer ein. Es lohnt sich.
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