"Dem aber, der nicht mit Werken umgeht, glaubt aber an den, der die Gottlosen gerecht macht, dem wird sein Glaube gerechnet zur Gerechtigkeit."
Römer 4, 5
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Die meisten Menschen sind der Ansicht, dass man sich den Himmel verdienen muss: Deshalb sind ihnen die Selbsterlösungstheorien fernöstlicher Religionen wie dem Hinduismus und dem Buddhismus angenehm; so meinen sie, dass man durch gute Taten sein Karma in einem theoretisch angenommenen nächsten Leben verbessern kann, bis man dann im Nirwana, dem großen Nichts, verschwindet. Doch was kann ein Säugling für sein Karma tun, der kurz nach seiner Geburt stirbt? Nichts!
Abgesehen davon gibt es Menschen, die vom Schicksal arg gebeutelt sind und sich glücklich schätzen, wenn sie die Hilfe bekommen, die sie bedürfen; aufgrund widriger Lebensumstände können sie selbst nichts tun. Krankheit, Behinderung, eine falsche Behandlung in frühen Kindertagen, Invalidität, Armut sind nur einige Stichworte. Und mancher kann sich auf den Kopf stellen und sich alle Mühe geben: Er bleibt ein Außenseiter, der nirgendwo eine Chance bekommt.
Da tröstet mich der Vers oben: Für die, die nichts oder nichts mehr tun können, ist Jesus auch gestorben. Vor allem ist Rettung ein Gnadengeschenk, das man entweder annimmt oder ablehnt. Das ist auch gut so, sonst könnten sich einige den Himmel verdienen. Diejenigen, die das nicht können, hätten dann verloren; sie würden "in die Röhre" schauen. So heißt es in Epheser 2, 8-9:
"Denn aus Gnade seid ihr selig geworden durch Glauben, und das nicht aus euch: Gottes Gabe ist es, nicht aus Werken, damit sich nicht jemand rühme."
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Wenn wir uns den Himmel verdienen würden, dann wären wir Gott gegenüber nicht mehr dankbar, dann wären wir nicht mehr bescheiden, sondern stolz. Vor allem würden wir das Gute nur aus Berechnung tun, um in den Himmel zu kommen, nicht aber aus Liebe. Das ist ein alles entscheidender Unterschied!
Wer aus Liebe handelt, beschämt den nicht, dem er hilft; er tut es auch nicht aus purer Pflichterfüllung, sondern aus der herzenseigenen, persönlichen Überzeugung heraus. Hilfe von einem Pflichtmenschen zu bekommen, ist immer kalt und meistens peinlich. Von Jemanden Hilfe zu bekommen, der einen liebt, gibt Kraft. Mit Jemanden, der die christliche Nächstenliebe so gut als möglich auslebt, lässt sich auch leichter reden als mit einem, der mir nur deshalb zuhört, weil es zu seinen Aufgaben gehört.
Vor allem haben damit Menschen eine Chance, die wirklich nichts tun können außer Glauben und Beten. Jemand, der sich aus den Mülltonnen ernähren muss und in Lumpen geht, hat nicht die Mittel, Nackte zu kleiden, Dürstende zu tränken und Hungernde zu speisen. In seinem Daseinskampf wird er auch wohl kaum Kranke und Trauernde besuchen können und weder ein Versorger der Witwen noch ein Vater den Waisen sein können. Der arme Lazarus aus der Geschichte ernährte sich ebenfalls mühsam von den Brotkrumen, die vom Tische des Reichen fielen: Diese musste er mit den Hunden - im Judentum keine sonderlich beliebten Tiere - teilen. Und wer von uns "tafelt" gern mit einem Straßenhund, von dem man nicht weiß, welche Krankheiten dieser hat? Lesen wir die Geschichte aus Lukas 16, 19-31:
"Es war aber ein reicher Mann, der kleidete sich in Purpur und kostbares Leinen und lebte alle Tage herrlich und in Freuden. Es war aber ein Armer mit Namen Lazarus, der lag vor seiner Tür voll von Geschwüren und begehrte sich zu sättigen mit dem, was von des Reichen Tisch fiel; dazu kamen auch die Hunde und leckten seine Geschwüre. Es begab sich aber, dass der Arme starb, und er wurde von den Engeln getragen in Abrahams Schoß. Der Reiche aber starb auch und wurde begraben. Als er nun in der Hölle war, hob er seine Augen auf in seiner Qual und sah Abraham von ferne und Lazarus in seinem Schoß. Und er rief: Vater Abraham, erbarme dich meiner und sende Lazarus, damit er die Spitze seines Fingers ins Wasser tauche und mir die Zunge kühle; denn ich leide Pein in diesen Flammen. Abraham aber sprach: Gedenke, Sohn, dass du dein Gutes empfangen hast in deinem Leben, Lazarus dagegen hat Böses empfangen; nun wird er hier getröstet und du wirst gepeinigt. Und überdies besteht zwischen uns und euch eine große Kluft, dass niemand, der von hier zu euch hinüberwill, dorthin kommen kann und auch niemand von dort zu uns herüber. Da sprach er: So bitte ich dich, Vater, dass du ihn sendest in meines Vaters Haus; denn ich habe noch fünf Brüder, die soll er warnen, damit sie nicht auch kommen an diesen Ort der Qual. Abraham sprach: Sie haben Mose und die Propheten; die sollen sie hören. Er aber sprach: Nein, Vater Abraham, sondern wenn einer von den Toten zu ihnen ginge, so würden sie Buße tun. Er sprach zu ihm: Hören sie Mose und die Propheten nicht, so werden sie sich auch nicht überzeugen lassen, wenn jemand von den Toten auferstünde."
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Lazarus konnte nichts tun außer glauben: Keine guten Taten, keine großen Spenden, nicht mal eine ganz kleine. Wäre er dem Karma ausgeliefert, dann müsste er in dieser Logik im nächsten Leben wieder ein Bettler sein. Das ist unmenschlich und ungerecht zugleich.
Auch der Häscher, der zur Rechten Jesu am Kreuze hing, konnte nichts mehr tun außer Jesus Vertrauen schenken. Ja, er wird noch in der Blüte seines Lebens gestanden haben, doch nun hing er am Holz, sterbend, leidend. Damit nutzte ihm seine Manneskraft nichts mehr. Alle Muskeln, alle Kraft, alle Klugheit konnte er nun nicht mehr einsetzen. Und selbst, wenn er noch irgendwo Beute gehabt hat: Wie hätte er sie - am Kreuz hängenden - holen können? Das geht ja schlecht. Doch er bat Jesus, dass Er, der Retter der Menschheit, an ihn denken würde, wenn Er in Sein Reich kommt. Nicht einmal die Bitte, dass Jesus ihn retten möge, wagte er eindeutig auszusprechen. Und dennoch gewährte Jesus ihm die Rettung um seines Glaubens willen. Wir lesen in Lukas 23, 39-43:
"Und das Volk stand da und sah zu. Aber die Oberen spotteten und sprachen: Er hat andern geholfen; er helfe sich selber, ist er der Christus, der Auserwählte Gottes. Es verspotteten ihn auch die Soldaten, traten herzu und brachten ihm Essig und sprachen: Bist du der Juden König, so hilf dir selber! Es war aber über ihm auch eine Aufschrift: Dies ist der Juden König. Aber einer der Übeltäter, die am Kreuz hingen, lästerte ihn und sprach: Bist du nicht der Christus? Hilf dir selbst und uns! Da wies ihn der andere zurecht und sprach: Und du fürchtest dich auch nicht vor Gott, der du doch in gleicher Verdammnis bist? Wir sind es zwar mit Recht, denn wir empfangen, was unsre Taten verdienen; dieser aber hat nichts Unrechtes getan. Und er sprach: Jesus, gedenke an mich, wenn du in dein Reich kommst! Und Jesus sprach zu ihm: Wahrlich, ich sage dir: Heute wirst du mit mir im Paradies sein."
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Das Vertrauen, der Glaube rettete den Häscher am Kreuz und ließ ihn förmlich im allerletzten Augenblick, in der allerletzten Sekunde noch die Hand Jesu ergreifen und damit das Heil und die Erlösung. Es sind also nicht die Werke, die uns retten, sondern der Glaube.
Ja: Wenn wir früh genug anfangen zu glauben, dann wird der Glaube auch Werke zeitigen. Weil ich Jesus vertraue und Ihm glaube, halte ich mich immer mehr an Seine Gebote, weil ich weiß, dass sie gut für mich sind. Die Erfahrung lehrt mich, dass ich gesegnet bin, und dies um so mehr, je inniger ich Jesus vertraue. Meine Probleme, die ich mir zu allermeist selbst zuzuschreiben habe, resultieren ja aus meinem Unglauben.
Diese Tatsache aus der Erfahrung eines Einzelnen lässt sich auf ein Volk, eine Gesellschaft übertragen: Die Hebräer mussten vierzig Jahre in der Wüste wandern, weil sie Gott nicht genug glaubten, und die, die losgezogen sind aus Ägypten, starben, bevor sie das Gelobte Land betraten. Das lag an ihrem Unglauben. Saul, einst ein gesegneter, glaubensstarker König, rannte ins Verderben, weil er vom Glauben abfiel. Auch der römische Kaiser Julian Apostata, der vom christlichen Glauben abfiel und den heidnischen Kult wieder einführen wollte - er wurde deshalb "Der Abtrünnige genannt - musste zugeben: "Nazarener: Du hast doch gesiegt!"
Der Glaube allein genügt, um gerettet zu werden. Die Taten, die wir dann im Herrn tun, sind die Folgen eben diesen Glaubens!
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