Es bleibt nicht aus, dass wir Menschen sündigen und schuldig werden, ob wir wollen oder nicht. Manchmal ist es Leichtsinn, ein anderes Mal können wir vielleicht unsere Wut nicht im Zaum halten oder uns rutscht im Stress etwas heraus, dass wir nicht hätten sagen sollen. Das ist so wie beim Auto fahren: Niemand hält die Vorschriften immer ganz genau ein, man übersieht das Parkverbotsschild, man fährt etwas zu schnell, weil man ja nicht fortwährend den Tachometer im Auge behält oder man huscht noch schnell über die Ampel, die auf Gelb, dem so genannten "Taxigrün", gesprungen ist.
Auch in geistlicher Hinsicht passiert uns das: Wir sind nicht immer friedfertig und sanftmütig, weil wir uns über irgendeine Nichtigkeit geärgert haben oder einfach nur mit dem falschen Fuß aufgestanden sind. Wir sind nicht immer ganz ehrlich, weil uns eine bestimmte Wahrheit peinlich ist oder wir nicht zugeben wollen, dass wir verschlafen haben und deswegen den nicht vorhandenen Stau vorschieben. Wir haben uns also nicht immer im Griff, wir beherrschen uns nicht immer selbst, wir geben Versuchungen und Verlockungen nach.
Diese Tatsache würde mich in den Wahnsinn treiben, denn so kann ich nicht vor Gott bestehen; gut ist deshalb, dass wir Jesus haben, der uns, wenn wir unsere Schuld bekennen, vergibt. Doch das ist kein Grund für Leichtsinn nach dem Motto: "Na ja, da habe ich halt gelogen oder gestohlen, doch das macht ja nix. Herr Jesus, ich bekenne es Dir, vergib also."
Natürlich ist es wichtig, dass wir vor dem Herrn unsere Schuld eingestehen und um Vergebung bitten, doch es muss uns auch ernst damit sein. Was halten wir denn von einer Entschuldigung, die nur so dahin gesagt ist? Pure Höflichkeitsfloskeln genügen uns auch nicht. Wenn wir aber bemerken, dass unser Gegenüber, das sich bei uns entschuldig, diese Entschuldigung ernst meint, dann sind wir in aller Regel bereit zu vergeben. Wer z. B. ein Kind hat, das eine Sechs mit nach Hause brachte, weil es zu faul zu lernen war, der verzeiht diesem Kind doch auch, wenn er sieht, dass es sich auf den Hosenboden setzt und seine Nase in die Bücher steckt und Fragen stellt, wenn es etwas nicht verstanden hat. Eltern sind dazu auch bereit, wenn es dem Kind nicht oder nicht auf Anhieb gelingt, erheblich besser zu werden.
So ist es mit uns: Wir können Fehler und Sünden nicht vermeiden, aber wir müssen ehrlich darüber nachdenken, was wir falsch gemacht haben und bereit sein, uns von Jesus verändern zu lassen. Dort, wo uns Schuld trifft, müssen wir bei Jesus und bei dem bzw. denen um Verzeihung anhalten, bei denen es uns passiert ist. Wir müssen den Schaden, den wir angerichtet haben, so gut als möglich wieder in Ordnung bringen. Das kann z. B. dadurch sein, dass wir die gestohlenen Büroklammern zurück geben oder ersetzen. Wo wir es nicht können, müssen wir das ehrlich eingestehen und darüber nachdenken, wie wir sonst Wiedergutmachung leisten können. Damit zeigen wir unsere Ernsthaftigkeit.
Gott ist es im Grunde nicht um den materiellen Wert der Sündopfer gegangen: Ihm gehört ohnehin alles. Die ganze Erde mit dem, was darauf ist, ja, das ganze Universum gehört Ihm. Er kann sich jederzeit alles holen, was Er haben möchte. Die Einrichtung des Sühnopfers hat einen anderen, nämlich einen erzieherischen Effekt. Wer die Konsequenzen seines Fehlverhaltens trägt, der überlegt sich das nächste Mal gründlich, ob er das noch mal machen will und ist auch anderswo überlegter. Gott geht es also nicht darum, dass wir Ihm etwas schenken, denn das können wir ja nicht, weil alles Sein Eigentum ist, sondern es geht Ihm darum, dass wir lernen, richtig zu handeln.
Eltern tun dies ja auch: Wenn ein Kind sich nicht an die Vereinbarung hält, sein Zimmer aufzuräumen, dann darf es z. B. nicht fernsehen, und wenn es zu lange im Internet gesurft hat, wird ihm diese Zeit beim nächsten Mal abgezogen. Dann lernt es, sich an Vereinbarungen zu halten und zuverlässig zu werden. Menschen, die nicht gelernt haben, zuverlässig zu sein, werden kaum einen Arbeitsplatz halten können. Und wer hat Lust, sich mit jemanden zu verabreden, der dann doch nicht kommt? Wer seine Schulden nicht bezahlt, verspielt jede Form von Kredit.
Gott verlangt also Wiedergutmachung, verlangt also Sühnopfer, damit wir lernen, nicht leichtfertig zu sein, sondern verlässlich. Er möchte, dass wir lernen, das Richtige zu tun und nicht das Falsche. Wer in einer Prüfung die falschen Antworten gibt, fällt durch. Gott möchte aber, dass wir beständig sind, dass wir geradlinig sind und ehrlich, dass wir unsere Aufgaben gewissenhaft erfüllen. Wie viel Unheil hat denn schon Fusch am Bau angerichtet? Wie viele von uns haben sich schon geärgert, weil ihr Auto mit einer Panne liegen blieb, weil die Werkstatt nicht gewissenhaft gearbeitet hat? - Oft hat das weitreichende Konsequenzen. Vielleicht hat jemand eine Arbeitsstelle, die er so dringend brauchte, nicht bekommen, weil sein Wagen liegen blieb aufgrund mangelnder Qualität bei der Wartung. Wer aber durch Wiedergutmachungen gelernt hat, gewissenhaft zu arbeiten, der liefert vor allem Qualität, die einem selbst zugute kommt.
Zugleich hilft die Wiedergutmachung dem Geschädigten, den erlittenen Schaden zumindest zu begrenzen. Wenn uns jemand zum Beispiel in den Wagen fährt, dann kann er uns die verlorene Zeit und die damit verbundenen Laufereien nicht ersetzen, doch der Ausgleich des Sachschadens hilft ja zumindest über den materiellen Verlust hinweg. Damit ist Wiedergutmachung für alle Beteiligten etwas Positives.
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