Habgier ist eine Eigenschaft, die den Menschen zwar antreibt, aber nicht zum Guten: Wie die kleinen Kinder, die ausgerechnet das Spielzeug haben wollen, mit dem ein Anderes spielt, obwohl es so viel gleiches Spielzeug gibt, so sind auch wir Großen und Erwachsenen; wir tun alles dafür, um mindestens ein gleich großes Auto zu bekommen wie es der Nachbar hat. Als besser sehen wir es allerdings an, wenn der eigene Wagen noch grösser und noch luxuriöser ist. Die Villa, der Flachbildschirm, die Stereoanlage, der Computer, die Einrichtung: Am Besten alles vom Feinsten. Diese Unsitte hat sich schon an den Schulen breit gemacht: Es muss das neueste Handy sein und natürlich superteuere Markenklamotten.
Um sich alle Wünsche zu erfüllen, versuchen Menschen, Karriere zu machen. Die Habgier machen sich einige Arbeitgeber zunutze, in dem sie ihre Verkäufer und Kellner auf Provision bezahlen. Welche Kreativität dann die Betreffenden zur Umsatzsteigerung entwickeln, spricht dann oft Bände; insbesondere Versicherungsvertreter und Gebrauchtwagenverkäufer stehen im Ruf, es mit der Wahrheit nicht ganz so genau zu nehmen. Und mancher Finanzmakler hat die Habgier der eigenen Klientel sich zur Nutze gemacht, um die eigene Habgier zu befriedigen. Börsen und Glücksspielanbieter leben ebenfalls von der Habgier der Menschen. Spekulationen aber und Glücksspiele, auf die man sich einließ, um das ganz schnelle Geld zu machen, haben viele Menschen schon ruiniert und sogar manchen Wohlhabenden in die Gosse gebracht.
Reichtum ist zudem auch keine Versicherung gegen alles und jedes: Jemand, der reich ist, weiß allenfalls ganz selten, ob man ihm die Freundschaft anbietet ob seiner Persönlichkeit und seines Charakters oder seines Geldes; letzteres ist jedenfalls häufiger der Fall. Darüber hinaus schafft Reichtum Neider und Hasser und ruft auch so manche zwielichtige Gestalt auf dem Plan. Es sind oft die Reichen, die Opfer werden von Entführungen und Epressungen. Einer der Aldi-Brüder musste erfahren, dass selbst sehr gute Sicherheitsmaßnahmen niemals einhundertprozentig sind, denn er wurde entführt und gegen ein hohes Lösegeld freigelassen. Dabei ist oft die gezahlte Lösegeldsumme nicht das Problem, immer aber das darauf folgende Trauma.
Der irdische Reichtum ist niemals sicher: Börsencrashs wie der Gründercrasch nach der Gründerzeit im Deutschen Reich Ende des 19ten Jahrhunderts ist nur ein Beispiel von Vielen. Auch die Hyperinflation Anfang der 1920iger Jahre und die Weltwirtschaftskrise machten manchem Millionär den Garaus.
Die Pleiten großer Unternehmen zeigen dies ebenfalls sehr deutlich: Der Autohersteller Borgward ging zu Beginn der 1960iger Jahre in Konkurs, und GM - einst der grösste Autobauer der Welt - wurde vor dem Aus nur durch Milliardenhilfen der US-Regierung gerettet. Philipp Holzmann - bereits im Kaiserreich ein großer Baukonzern - ging 2002 trotz großzügiger Staatsbürgschaften in die Insolvenz. Das Versandhaus Quelle machte vor wenigen Jahren Konkurs; die Namensrechte hat jetzt der ehemalige Hauptkonkurrent Otto Versand. Will sagen: Reichtum ist niemals eine Garantie für bleibenden Erfolg.
Das letzte Hemd hat eh keine Taschen: Die oft reichen Grabbeigaben bei den älteren Kulturen haben den betreffenden Toten nichts gebracht: Die Pharaonen konnten hier genauso wenig mitnehmen wie die Begrabenen anderer Kulturen. Gott interessiert es auch nicht, wie viel wir auf unserem Bankkonto haben, wie viel Bares in unseren Kassen ist, wie unsere Unternehmensbilanz aussieht, wie hoch unsere Sparguthaben sind, auf welche Beträge unsere Lebensversicherungen und Finanzanlagen sich belaufen. Nein, unsere Villen, Schlösser und Burgen schlagen kein Kapital bei Gott. Er hat nichts gegen irdischen Reichtum - schließlich gehörten Abraham und Hiob zu den reichsten Männern ihrer Zeit, und Jesus wurde von reichen Witwen unterstützt -, doch Er möchte nicht, dass wir uns darauf verlassen. Vor Ihm - Gott - zählt ein anderer Reichtum, das, was wir abzugeben bereit sind. Das Scherflein der Witwe, das trotz der eigenen Armut gerne gegeben wird, ist Ihm mehr wert als die immens großen Beträge Superreicher, die ohnehin nur deren Überfluss entspringen. Was aber nicht heißen soll, dass die Reichen nichts mehr spenden bräuchten: Wer für gute Zwecke geben möchte und geben kann, soll sich keinen Zwang antun. Es kommt aber hier auf Freiwilligkeit an und auf die Liebe, die wir damit verbinden.
Uns soll dabei immer bewusst sein, dass alles, was wir haben, von der Güte Gottes kommt; dann verlassen wir uns auch auf Gott und nicht auf unseren Reichtum, der ja so schnell schwinden kann. Selbst wenn wir Milliardenschwer sind - jedem sei es vergönnt! - dürfen wir uns nicht davon blenden lassen. Die Frage lautet immer: Sind wir auch reich vor Gott oder nicht? Sind wir vor Gott arm, dann sind wir wirklich arm dran, selbst wenn wir die Allerreichsten nach menschlichen Begriffen sind.
Deshalb ist es nicht gut, sich wie der reiche Kornbauer zu verhalten, der sich auf seinen Reichtum und seine Vorräte verließ und sich einige schöne Jahre machen wollte: Noch in derselben Nacht starb er. Dumm gelaufen, wenn Jesus dann nicht sein ganz persönlicher Retter ist. Das Korn, das Eigentum, rettet ihn nicht und hat ihn vor dem Sterben nicht geschützt. Das, was ihm gehörte, gehört nun seinen Erben.
An einem Haus las ich folgenden Sinnspruch, der eigentlich sehr bekannt ist: "Erst wohnten hier meine Eltern. Dann wohnte ich hier. Dann wohnten meine Kinder hier, danach wohnen andere hier. Wem - so sag - gehört nun dieses Haus?" Verlassen wir uns also auf Gott und nicht auf unseren Reichtum, so groß dieser auch sein mag.
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