Oft erscheint es uns, dass es denen besser geht, die ihre Ellenbogen benutzen und keine Skrupel kennen: Ohnehin sind die allermeisten Menschen davon überzeugt, dass man im Berufs- und Geschäftsleben mit den Geboten Gottes nicht sehr weit kommen würde. Aber ist das wirklich so?
So einfach ist es ganz sicher nicht; wir können nur erahnen, welch erheblicher Schaden damit angerichtet wird, dass sich Mitarbeiter bei "Doc Holiday" krankschreiben lassen, um ein paar Tage mehr im Jahr frei zu haben, und leider sind es oft genug die Mitarbeiter, die ihren Arbeitgeber am Kräftigsten bestehlen. Es gibt viele kleinere Handwerks- und Dienstleistungsbetriebe, die Insolvenz anmelden müssen, weil ihre Rechnungen nicht bezahlt werden: Die schlechtesten Zahler sind neben der öffentlichen Hand meist Reiche, denen die Zahlung der Rechnung keine Probleme bereiten würde.
Doch auch mancher Geschäftsinhaber hat es nicht mit der Ehrlichkeit: Dem Kunden, dem Mitarbeiter wird viel versprochen, aber gehalten wird wenig. Viele Unternehmen haben sich aus den Arbeitgeberverbänden nur deshalb verabschiedet, damit sie keine Tarifbindung mehr haben und so geringere Löhne bezahlen können, die oft genug unter dem Sozialsatz liegen. Die Zahl der Vollzeiterwerbstätigen, die mit Hartz IV aufstocken müssen, wächst kontinuierlich und ist besorgniserregend.
In allen anderen Bereichen sieht es auch nicht besser aus: Die Gewalt steigt nicht nur an Schulen, sondern bereits in Kindergärten. Nachbarschaftsstreitigkeiten sorgen im großen Stil dafür, dass Gerichte überlastet sind. Erbschaftsstreitigkeiten zerstören Familien: Dabei geht es oft nicht um berechtigte Ansprüche, sondern um Neid und Missgunst. Zeitungen berichten über Korruption auch in Deutschland, und wir wundern uns schon längst nicht mehr, dass Parteispenden im großen Stil fließen, damit Konzerne ihren Willen bekommen.
Zu allem Übel haben die Gottlosen damit nach außen hin großen Erfolg, doch wenn wir genau hinsehen, sägen sie ausgerechnet an jenem Ast, auf dem sie selbst sitzen: Ungerechtigkeit fordert Opfer, und da, wo man Löhne und Gehälter derart nach unten drückt, dass niemand mehr davon leben kann, untergräbt man die Kaufkraft. Die Erste Industrielle Revolution gebar deshalb sozialistisch-kommunistische Ideologien, unter denen der ehemalige Ostblock noch nach über zwanzig Jahren des Zusammenbruchs enorm leidet.
Auch die antiautoritäre Erziehung, vor der bekennende Christen immer wieder gewarnt haben, fordert mittlerweile ihren Tribut: Jugendliche, die nicht arbeitsfähig sind und aus dem Ruder laufen und schon Kinder, die zu Tyrannen werden, sind das Ergebnis einer verfehlten Pädagogik. Dabei geht es nicht um Prügelstrafen, schon gar nicht so wie beim Alten Fritzen, sondern um eine konsequente Erziehung, die den Kindern beibringt, dass man für das, was man tut und lässt, gerade stehen muss. Schließlich müssen Kinder Verhaltensweisen einüben, die für Erwachsene selbstverständlich geworden sind. Höflichkeit und Manieren müssen genauso eingeübt werden wie Lesen, Schreiben und Rechnen.
Es muss auch uns selbst klar sein, dass jede Missetat uns folgt und Konsequenzen hat. Wenn ich rase wie ein wilder Stier, darf ich mich weder darüber wundern, dass ich ein entsprechendes Bußgeld mit Punkten in der Flensburger Verkehrssünderdatei bekomme noch darüber, dass ich das Auto zu Schrott fahre. Wer abends bechert bis zum Abwinken, hat morgens einen Kater.
So ist es auch mit der Sünde. Jede noch so kleine Sünde stumpft in jedem Fall unser Gewissen ab, wenn wir darüber nicht Buße tun und sie vor Gott bekennen und um Vergebung und Veränderung bitten. Wer sein Gewissen so nach und nach tötet, sinkt zwangsläufig moralisch immer tiefer. Am Ende der Fahnenstange hat man jegliches Gefühl für gut und böse verloren.
Ebenso macht Sünde einsam: Wer es mit der Wahrheit nicht so genau nimmt, verliert über kurz oder lang das Vertrauen der Anderen und kann selbst niemandem mehr vertrauen. Man wird zum Sklaven der eigenen Sünde und Schlechtigkeit. Unternehmen, die nicht seriös sind, verlieren zumindest langfristig Kunden und gehen zugrunde. Moral ist nun einmal ein Wettbewerbsvorteil, wenigstens über einen längeren Zeitraum.
Gott wird die Sünden, die wir tun, nicht einfach so hinnehmen. Auch wenn es unmodern und mittelalterlich klingen mag, so sind auch Krankheiten und Naturkatastrophen ein Warnruf Gottes an uns alle, ein Strafgericht, das uns zur Besinnung rufen soll. In Krisenzeiten wie den Nachkriegsjahren waren die Menschen gläubiger und Gott mehr zugewandt. Das deutsche Wirtschaftswunder ist nicht nur ein Ergebnis des Fleißes und der Kreativität der Nachkriegsgeneration, sondern vor allem das Ergebnis der Segnungen Gottes für die Öffnung und die Buße der Menschen zu Ihm hin.
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