Im Judentum war und ist es verboten, Aas oder vom Wild zerrissene Tiere zu essen: Das galt auch für Fremdlinge, also für Personen, die unter dem jüdischen Volk lebten und für die eigentlich die jüdischen Speisenvorschriften nicht galten. Es ging und geht hierbei um Gesundheitsschutz, denn bei Aas bzw. vom Wild gerissenen Tieren wissen wir nicht, ob sie irgendwelche Krankheiten hatten oder haben; zudem bildet sich auch bei Tieren Leichengift. Wir tun also auch heute gut daran, uns an dieses Gebot zu halten, doch bei diesem Bibelzitat erkannte ich etwas Anderes, nämlich, dass es wichtig ist, sich von der Sünde zu reinigen. Zum Einen sollen wir uns äußerlich, zum Anderen auch innerlich reinigen, denn Sünde beschmutzt uns, macht uns unrein und unansehnlich.
Hier im Bibelzitat heißt es, dass derjenige, der Aas isst, seine Kleider waschen und sich baden soll. Es ging darum, auch seine Kleider und seinen Körper von schädlichen Stoffen zu reinigen, die am Aas haften können, doch es geht hier auch um einen übertragenen Sinn: Wir sollen uns von der Sünde distanzieren, wir sollen uns an gegebener Stelle dafür entschuldigen. Haben wir zum Beispiel jemanden belogen oder bestohlen, dann sollen wir hingehen und und uns beim Betreffenden unsere Schuld bekennen, ihn um Verzeihung bitten und den entstandenen Schaden nach Möglichkeit wieder gut zu machen. Zugleich geht es auch darum, sich von der Sünde als solche zu distanzieren. Das bedeutet nicht, dass man die Schuld leugnet, denn sonst würde man sich ja nicht entschuldigen, sondern besagt, dass man die eigene Schuld auch als Schuld bekennt und zugibt, hier etwas Falsches, Verkehrtes getan zu haben und seinen Willen bekundet, in Zukunft dies nicht mehr zu tun. Es setzt also Veränderung voraus. Diese Veränderung ist auch wichtig: Man reinigt seine Kleidung ja auch nicht, um sie einfach so in den Schmutz zu werfen. Man putzt seine Schuhe nicht, um mit ihnen nach draußen zu laufen, damit man in die nächstbeste Pfütze springt. Man duscht und badet sich nicht, um sich danach im Schlamm zu wälzen.
Weil wir aber Menschen sind, bleibt es nicht aus, dass wir leider immer wieder schuldig werden. Das passiert selbst den engagiertesten Christen. Genauso, wie wir regelmäßig unsere Wohnung putzen, wie wir saugen und den Staub weg machen, wie wir unsere Kleidung waschen, wie wir duschen und uns die Zähne putzen, müssen wir uns von der Schuld reinigen. So wichtig die äußerliche Hygiene ist, so ist die Hygiene unserer unsterblichen Seele noch weitaus wichtiger, geht es hier doch um unser ewiges Heil. Wenn wir unsere Fenster nicht putzen, dann können wir eines Tages nicht mehr heraus schauen; durch Sünde geht es uns ähnlich, denn wir werden geistlich blind.
Darin liegt auch die Bedeutung der Fußwaschung, die Jesus Seinen Aposteln beim letzten Abendmahl angedeihen ließ: Weil die Jünger sich zu Ihm bekehrt haben, hatten sie ein Vollbad bezüglich der Sünde genommen, doch als schwache Menschen wurden sie immer wieder schuldig und bedurften der Reinigung. Wie viel mehr benötigen wir heute einer solchen regelmäßigen Reinigung? Immer wieder müssen wir also vor den Herrn treten und unsere Sünden bekennen, um gereinigt zu werden.
Manche Sünden geschehen auch unbewusst. Trotz aller Vorsicht begehen wir die ein oder andere Sünde ohne dass wir sie wirklich haben tun wollen. Es ist wie ein Auffahrunfall, der passiert ist, obwohl alle Beteiligten aufgepasst haben. Eine Sekunde der Unachtsamkeit und schon war und ist es passiert. Deshalb sollen wir wie einst David Gott auch um Vergebung derjenigen Sünden bitten, die uns geschehen sind und die wir, weil wir sie bewusst gar nicht begangen haben, nicht benennen können.
Sich von der Sünde zu reinigen bedeutet aber auch, Verhaltensweisen und Gewohnheiten zu verändern. Wie Flecken auf einem weißen Hemd können wir auch Verschmutzungen durch Sünde vermeiden, in dem wir unser Verhalten ändern. Ein Beispiel: Mancher hat auf einem weißen Hemd vielleicht schnell einen Kaffeefleck. Man kann ihn dadurch vermeiden, dass man die Tasse nicht mehr so voll gießt, dass man bewusster die Tasse an den Mund führt. So kann es hilfreich sein, wenn wir bewusster sprechen und uns überlegen, was wir sagen: Dadurch vermeiden wir verletzende Worte und / oder Lügen. Wir vermeiden es zu prahlen, wenn wir bewusst reden, und wir vermeiden böse Worte, die Gott von uns nicht hören will. Dass ist wie das Sauberhalten einer Wohnung: Mancher hat sich von Nippes getrennt, weil er Staubfänger reduzieren wollte, aber auch, weil es so leichter fällt, die zu reinigenden Stellen sauber zu halten.
Dazu gehört aber auch, Orte zu meiden, an denen wir im besonderen Maße gefährdet sind, schuldig zu werden. Wir gehen mit unseren frisch geputzten Sonntagsschuhen ja auch nicht über einen schlammigen Feldweg. Genauso gibt es Orte, an denen die Sünde lauert und die wir deshalb meiden sollten. So sollten wir Orte meiden, von denen wir wissen, dass dort unschöne Reden gehalten werden. Vielleicht müssen wir uns auch von dem ein oder anderen Bekannten zurück ziehen, weil er schlüpfrige Reden hält oder uns zur Sünde verführen möchte. Anders ausgedrückt: Es macht keinen Sinn, ein Vollbad zu nehmen, wenn wir uns danach nicht sauber halten. Wir ziehen ja auch kein frisches Hemd an, um dann daran unsere fettigen Hände abzureiben.
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