Jeder von uns kennt wohl die biblische Geschichte von Noah und seiner Familie, die als Einzige vor der großen Flut gerettet worden sind: Außer ihnen wurden auch die Tiere paarweise gerettet, jeweils ein Paar von den reinen Tieren und von den unreinen, von den Vögeln und von allem Gewürm auf Erden. Alles andere Leben der Landbewohner wurde ob ihrer Sündhaftigkeit mit dem Tode bestraft. Moralisch gesehen war die Menschheit tief gesunken, sodass Gott sich die Schlechtigkeit der Menschen weder ansehen wollte noch konnte. Was sagt uns die Sintflut heute?
Wir Menschen sind keinensfalls besser oder moralischer geworden; verfeinert haben sich allenfalls die Methoden. Heute kann man mittels professioneller Rhetorik einen Menschen mobben, verleumden und richtig fertig machen: Die "Fortschritte" in der Kommunikationspsychologie bieten geradezu unübersichtlich viele Möglichkeiten. Auch Lug und Trug sind schwerer zu durchschauen, denn man kann Menschen heute - trotz Pressefreiheit und vieler moderner Kommunikationsmöglichkeiten, an die vor etwas über zwanzig Jahren nicht einmal zu denken war - leichter manipulieren. Eine ganze Armee von PR-Strategen, Kommunikationswissenschaftlern, Werbe- und Verkaufspsychologen tüfteln immer neue, raffiniertere Konzepte aus. Wer sich auf eine Diskussion mit einem Call-Center-Agenten einlässt, hat im Grunde schon verloren; dasselbe finden wir auch bei Drückerkolonnen, die an unserer Haustür schellen oder in stark frequentierten Einkaufszentren und Fußgängerzonen Menschen für alle möglichen und unmöglichen Produkte begeistern wollen. Auch Kaffeefahrten sind durch aggressive und auf Manipulation trainierte Verkäufer in Verruf geraten.
Doch es ist nicht nur Lug und Trug, der unser moralisches Desaster aufzeigt; vielmehr sehen wir, dass gestohlen und betrogen wird wie nie zuvor. Längst zählen Versicherungsbetrug und Steuerhinterziehung als Kavaliersdelikte und gelten als Volkssport. Die Brutalität auf Schulhöfen hat Formen angenommen, die einst selbst für hart gesottene Rocker undenkbar gewesen wäre. Unsere Sexualmoral ist derart verludert, dass man sie längst nicht mehr so nennen kann: Trotz Aids und anderer Geschlechtskrankheiten ist es mit ehelicher Treue nicht mehr sehr weit her. Seitensprünge und außerehelicher Verkehr gelten als selbstverständlich. Früher hätte man sich des Bekenntnisses, in ein Bordell bzw. zu einer Prostituierten zu gehen, selbst als Single geschämt, aber heute prahlen gestandene Familienväter damit. Es wird sogar allen Ernstes behauptet, dass das einschlägige, also "horizontale Gewerbe" die Zahl der Vergewaltigungen drücken würde. Das ist etwa so, als wenn man Alkoholmissbrauch damit bekämpft, in dem man Alkoholkranken Gutscheine für Bier, Wein und Spirituosen schenkt.
Wir sind nicht besser als die Menschen von damals, die durch den Zorn Gottes in der Sintflut ertranken, nein, wir sind eigentlich noch schlimmer. Es interessiert uns selbst in kleinen nicht einmal mehr, wenn es dem Nachbarn schlecht geht, und Freundschaften zählen fast nur noch solange, wie sie einen persönlichen Vorteil versprechen. Dabei gab es Zeiten, in dem ein Angestellte für eine noch so kurze Privatnotiz am Arbeitsplatz selbstverständlich den eigenen Kugelschreiber und das eigene Papier benutzten: Heute werden selbst Handelsunternehmen hauptsächlich durch die eigenen Mitarbeiter bestohlen. Korruption ist nicht nur ein Thema in irgendwelchen Bananenrepubliken irgendwo in der Dritten Welt, sondern sie verbreitet sich zunehmend auch in den reichen Industrienationen. Deutschland ist sogar der drittgrößte Waffenexporteur der Welt und liefert sogar Panzer nach Saudi Arabien, obwohl die Menschenrechte dort derart mit Füssen getreten werden, dass faktisch jeder wegen Kleinigkeiten gesteinigt werden kann.
Täuschen wir uns nicht: Die Strafgerichte Gottes zeigen sich heute nicht in einer großen Flut; das hat Er ja seinerzeit dem Noah versprochen und als Zeichen den Regenbogen eingesetzt, doch damit sind die Strafgerichte als solche nicht abgeschafft. Aids und andere Geschlechtskrankheiten breiten sich doch vor allem deshalb aus, weil eheliche Treue bestenfalls ganz klein gedruckt wird. Wirtschafts- und Finanzkrisen sind doch keine Gesetzmäßigkeiten, die in jedem Fall auftreten, sondern zumeist die Quittung für die menschliche Habgier, die immer mehr haben will. Hohe Arbeitslosigkeit ist doch keine Zwangsjacke, die man nicht los werden könnte, doch wenn Arbeitern und Angestellten nur noch Dumpinglöhne und keine sozialen Sicherheiten gewährt werden, dann verliert die breite Masse ihre Kaufkraft und am Ende die Unternehmer zwangsläufig ihren Kundschaft. Henry Ford sagte diesbezüglich sehr treffend: "Autos kaufen keine Autos!" Auch Mahatma Gandhi hatte mit seiner Aussage recht: "Die Erde hat genug für die Bedürfnisse aller, aber nicht genug für die Gier einiger weniger!"
Letztendlich kamen alle gewaltsamen Revolutionen der Geschichte durch Hunger und Ungerechtigkeit, durch Machtmissbrauch, Unterdrückung und Willkür zustande. Große Weltreiche und Hochkulturen gingen nicht deshalb unter, weil es an Kreativität und klugen Köpfen fehlte, sondern sie stolperten über ihre eigene Unmoral: Dort, wo es nur noch um Brot und Spiele, um Spaß und Party, nicht aber mehr um Pflicht und Verantwortung, Tugend und Moral geht, läutet man bereits die Totenglocken einer Gesellschaft. Die Tatsache, dass wir unsere Kinder abtreiben statt ihnen das Leben zu schenken und sie als einen Segen Gottes anzusehen, führt uns geradewegs in die demografische Katastrophe. Es ist ohnehin ein Widerspruch in sich selbst, wenn man Brillen und Gebisse bezahlen muss, sodass sich Menschen mit kleinen Einkommen dies kaum noch oder nicht mehr leisten können, während man über die Krankenkasse Abtreibungen und damit die demografische Katastrophe finanziert. Das, was wir säen, werden wir auch ernten. Kein Bauer, der Weizen aussät, wird Obst ernten können. Wer das Schlechte sät, darf sich nicht wundern, wenn daraus nichts Gutes entsteht. Ein Schüler, der sich zu lernen weigert, wird zwangsläufig sitzen bleiben und durch alle Prüfungen fallen. Vergessen wir nicht, dass Gott sich nicht spotten lässt, dass Er das Böse am Ende der Zeiten bestraft und wir während dieser Weltzeit die Quittung für unser Übel tun bekommen.
Der einzige Ausweg ist, wie Noah an Gott zu glauben und Ihm zu vertrauen. Unsere Arche ist nun kein großes Schiff mehr wie einst zu Noahs Zeiten, unsere Arche ist so gesehen Christus Jesus, unter dessen Blut derjenige von aller Sünde und aller Schuld gereinigt wird, der es im Glauben und im Vertrauen annimmt. Wer dies tut, kommt nicht mehr ins Gericht und wird die ewige Gottesferne, die ewige Verdammnis nicht sehen, sondern er hat eine Wohnung beim Vater, in der ewigen Freude, gebaut und vorbereitet von Jesus Christus.
|