Nicht nur während der langen Wüstenwanderung, auch in späteren Krisenzeiten sehnten sich die Hebräer zurück in die Sklaverei Ägyptens, an die Fleischtöpfe derer, die so so lange unterdrückt haben. Damit verstießen sie gegen Gottes Willen, der sie ja, weil Er ihr Leid nicht mehr sehen wollte und ihr Geschrei erhörte, herausgeführt hatte. Es war also die Undankbarkeit Seines Volkes, die Gott verärgerte.
Doch es ging und geht nicht nur um Dankbarkeit, die Gott zweifelsohne zusteht: Wer freiwillig in die Sklaverei geht, der möchte sich auch gern vor der Verantwortung sich selbst und anderen gegenüber drücken. Als Sklave bekommt man Befehle, die man auszuführen hat; freie Menschen dagegen müssen sich selbst entscheiden und können sich nicht auf Anweisungen oder gar einen Befehlsnotstand berufen.
Gott möchte aber nicht, dass wir Seine Marionetten sind: Dann hätten wir keine Liebe für Ihn und würden nur funktionieren wie eine seelenlose Maschine. Das wäre auch nicht in unserem Sinne: Wir würden nur unser Programm abspulen, blind, gefühllos und ohne die Möglichkeit der Veränderung. Das ist ganz sicher nicht das, was wir für uns selbst wollen. Und was wäre das für ein Gott, für den ich nichts weiter wäre als eine austauschbare Maschine ohne jegliche Individualität? Ich könnte keine wirkliche Beziehung zu Ihm aufbauen. Auch wenn mancher Mann gerade in Deutschland sein Auto mehr liebt als seine Gattin, so kommt es doch auch zu keiner echten, fruchtbaren und freundschaftlichen Beziehung zu dem Wagen. Und wer versucht, mit seinem Laptop zu reden, merkt sehr schnell, dass diese Gespräche aufgrund ihrer Einseitigkeit sehr sinnlos sind. Gott aber will eine lebendige Vater-Kind-Beziehung zu uns, und dies setzt einen freien Willen voraus.
Wir haben die Wahl, das zu tun, was Gott gefällt, also das Gute, oder wir tun das, was Gott missfällt, also das Schlechte, die Sünde. Beides hat Konsequenzen. Die Umsetzung des göttlichen Willens bringt Segen, weil Gott ganz genau weiß, was gut für uns ist. Eltern geben ihren Kindern ja auch Anweisungen, Ge- und Verbote mit auf den Weg: Das tun sie nicht, um das Kind einzuengen, sondern zu beschützen. Wenn ein Vater seinem achtjährigen Buben verbietet, mit dem Auto loszufahren, dann tut er es ja nicht, damit sein Kind in seinen Freiheiten eingeschränkt ist, sondern weil er weiß, dass das Kind aufgrund seines Entwicklungsstandes dazu noch nicht in der Lage ist. Man verbietet Kindern ja auch das Spielen mit Feuer, weil sie die Gefahren nicht wirklich abschätzen können. Übergehen Kinder die elterlichen Gebote, begeben sie sich in große Gefahr. So gesehen ziehen sie statt Segen einen Fluch, also schlechte Konsequenzen auf sich.
Zu Recht werden Eltern zornig, wenn Kinder sich ihren Anweisungen widersetzen und trotzdem z. B. mit dem Feuer spielen. Der Zorn der Eltern ist aber nicht deshalb da, weil sie ihre Kinder nicht mögen würden, sondern eben gerade, weil sie sie lieben. Indem sie ihre Kinder schelten und ihnen eine Strafe auferlegen - z. B. Stubenarrest oder Fernsehverbot -, sollen die Kinder zur Einsicht kommen. Mit Gott ist das genauso: Seine Strafen sind nicht dazu da, uns fertig zu machen, sondern zur Einsicht und zur Umkehr zu bewegen.
Natürlich liegt es an uns, hierauf einzugehen: Es ist unsere eigene Entscheidung, ob wir das, was Gott uns sagt, annehmen oder ablehnen. Wenn uns der Arzt Medikamente verschreibt und uns die notwendigen Anweisungen gibt, in welcher Menge sie wann einzunehmen sind, dann liegt es ja auch an uns, ob wir an seine Vorschriften halten oder nicht. Wenn wir es nicht tun, dann dürfen wir uns nicht wundern, wenn wir noch kränker werden statt gesund. Wenn unser Ausbilder uns erklärt, wie z. B. eine Suppe gekocht wird, wie zu mauern ist, wie man ein Programm schreibt, dann ist es ja auch unsere Entscheidung, ob wir uns an das halten, was er uns sagt oder ob wir es auf Selbstversuche ankommen lassen. Im letzteren Fall dürfen wir uns nicht wundern, wenn wir dabei auf die Nase fallen.
In diesem Bibelabschnitt bedeutet Ägypten nicht nur das geografische Ägypten und nicht nur das historische Ägypten jener Zeit, auch wenn das Volk Gottes tatsächlich dorthin wollte, sondern es steht zugleich symbolisch für die Welt, die vom Fürsten eben dieser, dem Teufel, beherrscht wird, also für Schuld und Sünde. Unser Ägypten sind die vielen Versuchungen um uns herum, die schmutzigen Reden, die schlechten Worte, die wir in den Mund zu nehmen versucht sind, die Lügen, zu denen man uns anstiften will usw. Wie oft höre ich von Kollegen und Bekannten zweideutige Witze, und ich frage mich dann immer, welchen Mangel sie haben müssen, den sie damit zu füllen versuchen.
Es ist nicht verwunderlich, dass Gott zornig wird über ein solches undankbares Verhalten. Sein Zorn geschieht aus Liebe, weil Er es nicht ertragen kann, wie sich die Menschen, mit denen Er doch so gern Gemeinschaft haben möchte, selbst fertig machen. So ähnlich fühlen Eltern, wenn sie ihrem Sohn oder ihrer Tochter helfen wollen, aus dem Sumpf einer Suchtkrankheit herauszukommen und bemerken, dass alle ihre Versuche scheitern, weil ihr Kind sich perdu nicht helfen lassen will. Man wird ja auch ärgerlich, wenn man um Rat gefragt wird und gute Ratschläge gibt und dann feststellt, dass man gegen Wände redet.
Wer das Böse tut, muss dann auch die Konsequenzen tragen. Wenn ich stehle und betrüge, dann darf ich mich nicht wundern, wenn ich dafür ins Gefängnis komme. Wer betrunken Auto fährt, hat kein Recht, sich darüber zu beschweren, dass sein Führerschein dauerhaft in Flensburg bleibt. Wer Gottes Segen ablehnt, widerspricht sich selbst, wenn er sich darüber beschwert, dass eben dieser ausbleibt. Wer die Konsequenzen nicht will, der darf auch die Tat nicht wollen. Wenn ich den Kater am anderen Morgen vermeiden will, dann darf ich mich abends vorher nicht sinnlos betrinken.
Wir dürfen hierbei nicht vergessen, dass wir eines Tages vor dem Richterstuhl Gottes stehen werden, und wehe, wir stehen nicht unter dem vergebenden Blut Jesu, das uns von aller Schuld rein wäscht! Dann erleben wir hautnah, wie fürchterlich es ist, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen, der nicht die geringste Sünde in Seiner Gegenwart ob Seiner Heiligkeit ertragen kann! Der Reiche aus der Geschichte mit dem armen Lazarus hat auch nicht nach dem Willen Gottes gefragt und landete für ewig in der Hölle. Hier auf der Erde mag es uns erscheinen, als würde Gott nicht strafen, nicht eingreifen, doch spätestens dann, wenn wir vor Seinem Richterstuhl stehen, werden wir eine solche falsche Meinung revidieren müssen.
Aus diesen Gründen haben uns die Propheten und die Gottesmänner immer wieder vor Gottes Zorn gewarnt. Letztendlich hat es Gott getan, und Er tut es durch Sein Wort auch heute noch, denn Er will nicht, dass wir verloren gehen. Er ruft zu uns, Er geht uns nach, Er gießt Seinen Zorn aus, damit wir zur Besinnung kommen. Sind wir, bist Du bereit, Seinem Ruf zu folgen? In Jesus tust Du es. Nimm Ihn als Deinen Retter an, wenn Du es noch nicht getan hast!
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