Sind wir nicht oft sehr schnell mit dem Richten? Weil uns die Kleiderwahl des Anderen nicht gefälllt, brechen wir schon den Stab über ihn, und erst recht rümpfen wir die Nase über die, die alkohol-, tabletten- oder drogensüchtig geworden sind. Wir zeigen schnell mit dem Finger auf die, die gescheitert sind und haben ein hartes Urteil über die, die obdachlos geworden sind und auf der Strasse leben. Und was wissen wir über sie? Meistens gar nichts, und wenn wir etwas wissen, dann nur sehr wenig. Wir sehen zwar das Ergebnis, aber nicht den Weg dorthin.
Unsere eigenen Fehler erkennen wir in den Anderen am deutlichsten, jedoch ohne zu bemerken, dass es gerade der Fehler ist, unter dem wir in einem viel grösserem Maße leiden. Wir sehen - wie Jesus es formuliert - den Splitter im Auge des Anderen, aber nicht den Balken in unserem. Auch dann, wenn uns dieser Balken bewusst ist und uns quält, sind wir immer noch vorneweg dabei, dem Anderen den Splitter herauszuziehen, also ihn umzuerziehen bevor wir auch nur einen Gedanken daran verschwenden, uns zu überlegen, wo wir uns verändern müssen. Anders ausgedrückt: Wir wollen eine bessere Welt, aber anfangen soll immer der Andere.
Doch Umkehr, Verbesserung und Heiligung beginnen immer bei uns: Unser Gebet nach Erweckung in Deutschland und der Welt macht nur dann einen Sinn, wenn wir bereit sind, dass Gott uns selbst erst einmal Erweckung schenkt. Bevor ich Vergebung in Anspruch nehme, muss ich bereit sein zu vergeben.
Auch mit dem Heiligen müssen wir vorsichtig umgehen: Zwar sind wir jedem es schuldig, die Frohe Botschaft weiter zu sagen, doch wir müssen aufpassen, dass dabei der Name Gottes nicht verlästert und in den Schmutz gezogen wird. Wir müssen abwägen, wir müssen weise sein.
Das sehe ich auch bei der Website www.wer-kennt-wen.de, in der ich zwei christliche Gruppen gegründet habe: In die Gruppe "Christliche Freizeitmissionare" wollten zwei Atheisten eintreten, um dort Unruhe hereinzubringen.
Wir tun gut daran zu sehen, wo und wann der geeignete Zeitpunkt ist, die Botschaft weiter zu geben. Wir dürfen niemandem etwas aufzwingen oder uns selbst etwas Falsches aufzwingen zu lassen. Wir dürfen nicht vorschnell urteilen, wir müssen selbstkritisch sein und auch klar. Wir dürfen die Menschen nicht nach ihrem Äusseren beurteilen: Jesus ging mit Fischern um, mit Hirten, mit Samaritern, mit ganz einfachen Leuten, und Er hatte auch keine Berührungsängste vor Reichen, Etablierten, Grosskupferten. Er schaute aufs Herz. Tun wir Ihm gleich.
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