Neulich saß ich im Zug; im selben Abteil saß ein junger Mann mit weißem Hemd und einer weißen Krawatte: Er studierte in Akten und las ein Gesetzbuch und die Kommentare dazu. Sicher bereitete er sich noch auf eine Gerichtsverhandlung vor, denn vor Gericht ist jedes Wort, das man sagt, äußerst wichtig. Beweise werden geprüft, bewertet und vielleicht in Zweifel gezogen. Zeugenaussagen werden auf Widersprüche hin untersucht und Zeugen auf ihre Glaubwürdigkeit geprüft. Vielleicht beantragt man auch eine Vereidigung, denn wer falsch schwört, muss mit einer noch höheren Strafe rechnen als jemand, der ohne Eid eine Falschaussage macht. Gutachten und Gegengutachten werden eingezogen, die Schuldfähigkeit des Angeklagten bewertet, in sein Vorstrafenregister geschaut. Ja, es wird auf jedes Detail geachtet.
Deshalb sind die Meisten froh, wenn sie nichts mit Gerichten zu tun haben: Vor Gericht weiss man nämlich nie so genau, wie es ausgeht. Recht haben und Recht bekommen sind zwei paar Schuhe, und mancher berechtigte Anspruch geht wegen Verjährung oder wegen eines Formfehlers verloren. Und wenn jemand frei gesprochen wird, dann kann er für dasselbe Delikt nicht noch mal angeklagt werden, es sei denn, es liegen neue Beweise vor, doch ein Wiederaufnahmeverfahren durchzusetzen, ist fast unmöglich. Doch auch wenn wir es schaffen, dass wir nie vor ein weltliches Gericht gestellt werden, so kommt ein Gericht ganz gewiss, das letzte. Niemand kommt daran vorbei. Das steht schon im Hebräerbrief 9:27: "Und wie den Menschen bestimmt ist, einmal zu sterben, danach aber das Gericht:"
Jesus selbst hat uns wiederholt gesagt, dass am Jüngsten Tage Gericht gehalten wird: Da werden die Böcke von den Schafen getrennt, also die Verlorenen von den Geretteten. Auch das letzte Buch der Bibel - Die Offenbarung - spricht von der Endzeit und dem letzten Gericht. In den Büchern, die aufgeschlagen werden, steht alles geschrieben, und vor uns läuft der Film unseres Lebens ab: Kein Gedanke, kein Wort, keine Tat, welche nicht offenbar werden. Der Film unseres Lebens beweist alles: Wir können nichts auslassen, wir können nichts hinzufügen, wir können nichts beschönigen. Wir können auch nichts in Zweifel ziehen. Alles steht felsenfest. Alles ist offenbar, auch unsere Motivation. Dann sehen wir unseren Hass und unsere Berechnung.
Vor allem stehen wir dann vor dem heiligen Gott, der selbst die kleinste Sünde in Seiner Majestät in Seiner Gegenwart nicht zulassen kann, sondern unwillkürlich verdammen muss! Wer kann da schon bestehen? Das ist ein Gedanke, der Angst macht, denn wir sind alle im Grunde verloren. Doch Gott hat uns Jesus geschickt, Seinen eingeborenen Sohn. In Ihm sind wir gerettet, in Ihm haben wir Heil:
Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.
Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, dass er die Welt richte, sondern dass die Welt durch ihn gerettet werde." (Johannes 3:16)
Der Glaube an Jesus ist der Rettungsanker, den wir haben. Das ist der einzige Weg zum Heil, denn in Jesus haben wir die Vergebung von Sünde und Schuld. Durch Jesu Tod auf Golgatha, durch Sein wertvolles Blut, das Er dort vergossen hat, durch Seine Auferstehung sind wir gerettet.
Siehe, das ist Gottes Lamm, das der Welt Sünde trägt! Das sagte Johannes der Täufer über Jesus, als der Herr selbst zu ihm kam, um sich taufen zu lassen. Jesus hat unsere Sünde getragen. Wenn wir Ihn als unseren ganz persönlichen Retter annehmen, dann ist Er es, der die Sünden unseres Lebens auslöscht. Es sind wie Akten, die verbrannt werden oder Dateien auf einem Computer, die gelöscht werden, wie Datenträger, die man vernichtet. Sie existieren nicht mehr. Durch Jesus werden unsere Sünden gereinigt, seien sie auch scharlachrot, so werden wir durch Jesus gereinigt und schneeweiß. Dann werden wir vor Gottes Gericht frei gesprochen und treten in das Leben.
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